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Der Untergang der Tempelwächter

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Der Untergang der Tempelwächter Empty Der Untergang der Tempelwächter

Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:24 pm

Mittwoch 31. August 2011, 12:46
von Afra
Auftrag der Götter


Vor wenigen Tagen hatte Afra einen Mann in der Nähe ihres Lagers gesehen. Er trug die Uniform der Sanctumsgarde und war im Schatten der Bäume stehen geblieben. Afra beobachtete den Mann von ihrem Felsen herab wo sie täglich meditierte. Hier oben auf dem Felsen hatte sie eine herrliche Sicht über das Land und fühlte sich ihren Göttern sehr nahe. Seit ihrer Rückkehr spürte Afra dass sich etwas verändert hatte. Ihr unbeschwertes Leben war dahin. Alle denen sie begegnete neigten respektvoll das Haupt und grüßten sie als wäre sie etwas besonderes. Selbst yve, die neue Priesterin sank auf die Knie. Ein Vorgang der für Afra sehr peinlich war und schon beinahe eine Götterlästerung darstellte. Nach den Hoheiten Amelie und Atrista waren die Priester das höchste was es zu verehren galt. Jede, auch die freien Jäger im Wald verehrten diese Priester und für jeden war es ein Gebot der Götter diesen Wesen den höchsten Respekt zu zollen und Gehorsam zu leisten. Keine Priesterin hatte sich vor einem einfachen Wesen wie Afra zu verbeugen. Das alles irritierte Afra sehr. Ihr einfaches Leben war bisher klar strukturiert. Jagen, töten, überleben. Seit sie die Annäherung an das Volk der Amazonen gewagt hatte war alles durcheinander gekommen. Ein bis dahin nie gekanntes Gefühl von Lebensfreude hatte sie erfasst. Nach und nach hatte sie sich in immer stärkerer Verbundenheit auch verantwortlich gefühlt. Afra hätte sich vor ein paar Jahren auch nie vorstellen können, dass sie einmal zu einer animalischen Liebe für ein Kind fähig sein würde. Nach ihrer Rückkehr von dem Ritual verspürte Afra auch eine starke körperliche Veränderung. Sie hatte in den wenigen Tagen danach an Kraft und Körpergewicht zugenommen. Ein Jucken und Ziehen am ganzen Körper waren deutliche Anzeichen für die Veränderungen am Knochenbau. Ihre Brüste schwollen an und die Haut spannte und juckte. Sie hatte auch plötzlich sehr viele Erinnerungen. Täglich kam neues Wissen dazu und manchmal hatte Afra das Gefühl als würde sie den Verstand verlieren. Sie wusste, sie war jetzt ein echtes Kind ihres Volkes und zudem noch eine Tharhat.
Die Meditation hoch oben auf dem Felsen waren für sie ein gutes Mittel um die vielen Eindrücke zu ordnen und zu verstehen. Sie entledigte sich all ihrer Kleider, band nur das große Messer das sie seit sie wusste dass es Thoras Messer war wie ein Heiligtum verehrte auf ihren Rücken und kletterte nackt auf den Felsen. Der Wind der auf ihre Haut traf sagte ihr dass sie lebte und fühlte.
Afra beobachtete den Mann ohne ihre Zwiesprache mit den Göttern zu beenden. Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Immer klarer wurde das Bild von dem Mann und in wenigen Sekunden konnte Afra alles sehen und fühlen. Sie spürte die Unsicherheit die den Mann ergriffen hatte und sie sah seinen suchenden Blick. Es bestand kein Zweifel, der Mann suchte sie. Afra beendete ihr Meditationsgebet und richtete sich auf. Vorsichtig trat sie nach vorne an die Kante des Felsen und schätze die Tiefe. Entschlossen sprang sie vom Felsen und landete mit einem großen dumpfen Rumpler genau hinter dem Mann. Während Afra sich aus den Knien aufrichtete fuhr der Mann erschrocken herum. Afra überragte den Gardisten um mindestens zwei Köpfe. Unfähig ein Wort zu sagen und unfähig den Blick vom Körper der nackten Frau nehmen zu können hielt er nur stumm ein Papier hin. Afra schaute auf das Pergament machte aber keine Anstalten das Dokument an sich zu nehmen. Sie erkannte das Siegel der Hoheit Atrista. Es war ein Ausweispapier und sagte so viel wie, dass jeder dem dieses Pergament gezeigt wird der Person jede Hilfe zu leisten habe.


Was willst du?
Afra sprach ruhig und unaufgeregt aber der Gardist hatte sich immer noch nicht in der Gewalt. Seine Augen wanderten über den Körper der vor ihm stehenden Frau. Die Brüste streifte er nur mit einem verschämten Blick aber die narbenübersäte Haut faszinierten so dass er ins stottern kam.

A,

Afra?

Du bist Afra?
Der Mann hatte sich bis jetzt als Gardist im Sanctum für etwas besonderes gehalten. Jetzt fühlte er sich klein und erbärmlich und eine Ahnung stieg in ihm hoch was es bedeuten musste dieser Kriegerin im Kampf gegenüber zu stehen.

Du bist Afra?
wiederholte er noch einmal und räusperte sich um etwas sicherer zu klingen.
Afra nickte stumm und schaute auf den Mann herab.

Komm mit,
sagte sie und ging an dem Gardisten vorbei in ihr Lager.
Der Mann folgte mit den Augen der Frau und sah auf ihren Rücken. Als er das Messer sah das auf ihrem Rücken festgebunden war stieg sein Respekt ins unermessliche und zögerlich folgte er Afra ins Lager. Immer wieder schaute er sich unsicher um. Die Knochen die um das Lager herum verteilt waren ließen Übelkeit in ihm hochkommen. Afra warf sich einen Umhang um und wartete bis der Mann bei ihr angekommen war.

Ich habe eine Botschaft zu überbringen von der Hoheit, der göttlichen Atrista,
sprach er leise und verneigte dabei ehrfurchtsvoll das Haupt als er den Namen aussprach.

Verzeih mir große Kriegerin,
fuhr er fort,
ich habe schon sehr viel von dir gehört und es ist mir eine Ehre dich einmal getroffen zu haben.


Ich hoffe du hörst nur Gutes von mir,
sagte Afra mit einem Lächeln.

Wie lautet die Botschaft die du überbringen sollst?

Der Mann räusperte sich und schaute sich noch einmal im Lager um. Er vergewisserte sich, dass auch niemand in der Nähe war und flüsterte:

Die Hoheit wünscht ein Treffen, ein geheimes Treffen. Drei Tage nach dem der Mond voll ist und in der Zeit des Uhus.


Und wo soll ich die Hoheit treffen?
fragte Afra stoisch zurück.

Sie sagte, die große Jägerin wüsste es.
Unsicher schaute der Mann nach oben in das Gesicht von Afra. Aber nichts war dort zu erkennen ob sie wüsste was die Hoheit meinte.
Afra hatte sich schon mehrfach heimlich mit den Hoheiten im Sanctum getroffen. Niemand durfte von dieser Verbindung wissen deshalb schwieg sie auch jetzt und verzog keine Miene.

Hat die Hoheit sonst noch etwas gesagt?
wollte Afra wissen und fügte hinzu:
Hat sie vielleicht noch gesagt dass ich dich nach Überbringung der Botschaft töten soll?

Es war weniger der Inhalt der Frage als die Art wie Afra die Frage stellte. Genauso gut hätte sie auch fragen können ob der Mann Hunger hatte oder sonst etwas Belangloses. Sofort war wieder die Unsicherheit bei dem Mann zu spüren. Ergeben schüttelte er den Kopf.

Nein, große Kriegerin, davon hat sie nichts gesagt.


Dann danke ich dir, ich werde da sein.

Mit einer respektvollen Verbeugung verabschiedete sich der Gardist. Erst zögerlich dann mit immer schnelleren und ausholenden Schritten verließ er das Lager und verschwand wieder im Wald.

Das alles hatte sich vor wenigen Tagen abgespielt. Jetzt stand Afra in ihrem Lager und bereitete sich auf das Treffen vor. Der volle Mond war jetzt schon 3 Tage alt und Afra hörte den Uhu jagen. Ein letztes Mal überzeugte sie sich, dass Janina ihr anvertrautes Kind schlief. Ein letztes Mal horchte sie in die Nacht und dann verschwand sie lautlos im Wald.
Als sie sich den Ruinen hinter dem Sanctum näherte sah sie die Silhouette von Jadzia der Leibwächterin im Mondlicht. Sie brauchte sich nicht anschleichen.

Ich grüße dich ehrwürdige Kriegerin,
flüsterte Afra und lächelte Jadzia an.

Ich grüße dich große Jägerin,
gab Jadzia zurück und zeigte mit der Hand nach vorne in die Ruinen.
Afra und Jadzia waren gut befreundet und es bedurfte nicht vieler Worte. Die beiden verstanden sich auch so ganz gut. Afra nickte nur stumm und ging weiter. Als Afra die zerfallenen Gemäuer betrat staunte sie nur kurz. Beide Hoheiten waren anwesend. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Afra sank vor den Hoheiten auf die Knie. Mit der rechten Hand ergriff sie die Hand von Amelie und mit der linken Hand die von Atrista. Dann küsste sie abwechselnd die Ringe auf den Fingern und murmelte ein Gebet. Erst als die Hoheiten ihre Hände wieder zurückzogen stand Afra auf und wartete bis eine der Beiden das Wort ergriff.

Wie geht es dir Afra?
wollte Amelie wissen. Ihre Stimme war wie die sanfte Melodie des Nachtwindes. Diese herzensgute Frau hatte so gar nichts herrisches an sich. Im Gegensatz zu Atrista war sie immer besorgt und hielt sich meisten aus der rauen Politik heraus. Die Tatsache, dass sie heute dabei war zeigten Afra dass dieses Treffen von besonderer Bedeutung war.

Ich komme zurecht Tochter Pallas,
war die knappe Antwort und Afra neigte dabei ihr Haupt.

Afra wir haben Probleme,
kam Atrista sofort zur Sache.

Du weißt dass ich den Befehl gab die schwarze Janina zu töten. Sie war befruchtet und trug ein Kind unter ihrem Herzen.
Diese Feststellung klang wie eine prüfende Frage und Afra antwortete:

Ich weiß und die Tochter Pallas hat recht gehandelt. Janina war eine große Gefahr und musste vernichtet werden ohne Rücksicht auf die Frucht.


Leider habe ich erlaubt, dass Thukal der Dravyn Rache für seinen Bruder nehmen konnte.

Afra sagte nichts dazu und wartete.

Dies hat zu großen Komplikationen geführt,
referierte Atrista und fuhr fort,
die Dravyn heucheln vor, Thukal hätte ein Gesetz gebrochen und nahmen dies zum Anlass die Verbundenheit mit den Göttern zu lösen.

Atrista machte eine kurze Pause und erklärte weiter:

Nach dem Willen der Götter sind die Dravyn nicht mehr länger die Wächter der Tempel und die Dravyn haben uns den Krieg erklärt. Sie wollen alles vernichten was den Göttinnen Pallas und Artemis huldigt. Wir können uns im Angesicht einer anderen drohenden Gefahr keinen offenen Krieg leisten und schon gar nicht eine Panik im Volk, verstehst du?

Afra nickte nur und nach einer kurzen Pause blickte sie den beiden Hoheiten ins Gesicht.

Wie lautet mein Auftrag?

Amelie schaute etwas sorgenvoll auf Afra und Atrista lächelte.

So liebe ich es. Du bist eine Tharareb Tharhat, eine Gotteskriegerin. Vernichte dieses Geschmeiß, vernichte diese Brut, jeden Dravyn und jeden Feuerkrieger bis auf eine Ausnahme,
Atrista machte ein Pause.

Thukal wirst du verschonen, er oder sie, bei diesen Wesen weiß man nie genau wer was ist, ist nach wie vor ein treuer Verbündeter.

Atrista ballte ihre Fäuste und ereiferte sich. Mit heißer sich fast überschlagender Stimme fauchte sie Afra an.

Vernichte sie, tränke die Erde mit ihrem Blut, diese hinterlistigen Heuchler haben keine Berechtigung mehr zu existieren.

Afra zeigte keine Regung und erst als Atrista sie an ihren Schultern rüttelte schaute Afra zu der Tochter Pallas hinunter und sprach leise.

Deinem Befehl verehrte Tochter Pallas werde ich gehorchen. Ich werde etwas Hilfe brauchen gegen diese Überzahl.


Du hast alle Freiheiten, nimm dir an die Seite wen immer du für richtig hältst aber halte uns diesen Dreck vom Lande fern.

Afra schaut in das Gesicht von Amelie.

Ja Afra, es tut mir sehr leid, dein für eine Tharareb junges Leben aufs Spiel zu setzen.
Amelie sprach in einem Ton der wie eine Bitte um Verzeihung klang.
Es bleibt uns keine andere Wahl, wir müssen uns auf die angekündigte Katastrophe vorbereiten und das Volk schützen. Pallas sei mit dir,
bei den letzten Worte legte Amelie ihre Hand auf Afras Schulter. Die Königin musste sich strecken und Afra machte sich instinktiv etwas kleiner. Als niemand mehr etwas sagte sank Afra wieder auf die Knie und küsste die Hände der beiden Hoheiten. Langsam wurden die Hände zurückgezogen und dann verschwanden die Hoheiten in der Dunkelheit. Zurück blieb nur der feine Duft den die beiden Göttinnen verbreiteten. Afra wartete eine Weile auf den Knien und in Gedanken versunken. Erst als sie annehmen konnte dass beide Hoheiten in sicherer Begleitung von Jadzia auf dem Weg ins Sanctum waren erhob sie sich und ging zurück in ihr Lager.
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Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:25 pm

Donnerstag 1. September 2011, 15:01 von Afra
Ein Plan nimmt Gestalt an


Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit Vorbereitungen. Afra tauchte an allen möglichen Stellen im Land auf, sammelte da Vorräte ein und tauschte dort Felle gegen Pfeilspitzen. Sie führte Gespräche mit befreundeten Amazonen und verlor selbst kein Wort über ihren geheimen Auftrag. Öfters als vorher tauchte sie im Dorf der Kriegerinnen auf. Jedes Mal begab sie sich zur Schmiede und wenn Ekki der Schmied nicht zuhause war dann fegte sie seine Werkstatt sauber. Sie sammelte die Häuflein Metallstaub fein säuberlich in kleinen Säckchen. Sie kümmerte sich auch nicht um die Amazonen die draußen vor der Türe standen und verwundert ihre Augen rieben.

Jetzt ist Afra total durchgedreht,
murmelten einige als sie sahen wie Afra den Wassereimer unter dem Schleifstein durch einen Sack siebte und nur den Eisenschlamm im Sack sammelte.

Afra, bei mir zuhause kannst du auch fegen,
hörte sie jemanden rufen und Afra lächelte freundlich der Ruferin zu.

Ich habe auch noch Staub und bisschen Dreck,
höhnte eine andere.
Und wieder lächelte Afra und winkte den Menschen vor der Türe zu.
Weiter hinten steckten sie die Köpfe zusammen.

Die hat doch so ein Ritual durchgemacht, davon soll man wahnsinnig werden habe ich gehört.


Ob das Kind noch bei ihr sicher ist? Ich weiß nicht.


Die arme Kleine,
tuschelte eine andere,
Erst ihre Eltern verloren, dann entführt und jetzt auch noch das.


Also mir hat jemand erzählt, dass Afra nur noch faules Fleisch frisst und nur noch auf Bäumen schläft. Das Kind soll sie auch zwingen so zu leben.


Blödsinn,
wusste eine andere,
Afra verkocht Menschenknochen und trinkt das Blut von Tieren.


Eine Freundin von mir ist bei den Kriegern und war schon öfter bei Afra, also dort soll es unheimlich sein. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich Geisterpferde auf und Afra reitet davon.


So was ähnliches habe ich auch gehört,
bestätigte eine andere,
achtung sie kommt!

Afra hatte an diesem Tag genug Dreck und Staub gesammelt und trat vor die Schmiede. Sie drängte sich freundlich lächelnd durch die Gaffer und verschwand über den Fluss. Zurück ließ sie eine Horde ratloser Weiber.
Von Thukal hatte Afra erfahren, dass die Dravyn keinen einheitlichen Verbund mehr darstellten. Vielmehr seien sie jetzt in einzelne Clans zerfallen und bekämpften sich gegenseitig. Erbitterte Kämpfe untereinander um den Führungsanspruch hatte das Volk der Dravyn bereits erheblich dezimiert. Das war eine gute Nachricht. Auch wenn es zahlenmäßig immer noch viele waren aber diese Führungskämpfe untereinander konnte man ausnutzen. Afra ging davon aus, dass die einzelnen Clans sich auch untereinander abschotteten. Jetzt galt es die Verstecke zu finden. Dravyn sind nachtaktive Geschöpfe und jagen bevorzugt im Morgengrauen. Sie nutzen ihre Flugfähigkeit aus und schlagen aus der Luft ihrem Opfer ihre tödlichen Klauen in das Fleisch. Sie jagen auch bevorzugt in Verbänden sodass ein potentielles Opfer bei einem überraschenden Angriff kaum eine Chance hat. Am Boden sind sie eher mittelmäßige Kämpfer und sehr unbeholfen. Genau diese Eigenart wollte Afra ausnutzen. Thukal bot seine Dienste an beim Auffinden der Verstecke. Afra war hoch erfreut darüber. Thukal hatte sich also entschieden und auch bereits innerlich von seinem Volk getrennt. Etwas anderes bereitete Thukal aber noch Sorgen. Es gab da noch den besonderen Clan der Feuerkämpfer. Eine Mutation der Dravyn die sich im Verlaufe der Zeit als eine Art Elitekämpfer hervorgetan haben. Diese Gruppe reklamierte für sich einen besonderen Führungsanspruch und hat sich jetzt schon in Kämpfen verzettelt. Sie waren deswegen so besonders weil sie auch am Boden kämpfen konnten, sehr robust waren und auch das Tageslicht nicht scheuten. Ihre Klauen verursachten Brandwunden und spritzten eine Art Lähmungsgift in den Körper ihres Gegners. Auch hier war für Afra lediglich die Überzahl ein Problem. Einem Feuerkämpfer war sie an Kraft und Schnelligkeit weit überlegen aber sie tauchten immer paarweise auf. Zwei oder vier, manchmal auch sechs taten sich zusammen um einen Gegner zu jagen. Es waren die widerlichsten Kreaturen auch weil sie unehrlich, verschlagen und nur auf ihren Vorteil bedacht waren. Bei den ganzen Kämpfen ist jetzt noch mit einem Rest von ungefähr 100 Feuerkämpfer zu rechnen so schätzte Thukal. Ein kläglicher Rest von einer einst sehr starken Armee. Die hohen Verluste waren wohl auch ein Grund dafür, dass sich die Feuerkämpfer jetzt an Thukal gewandt haben. Obwohl sie Thukal für eine Schande und für einen Verräter an ihrem Volk hielten wollten sie über ihn an Afra heran treten damit diese das Sternentor öffnet und sie den Rückzug in eine Heimatwelt antreten könnten. Mit vorgehaltener Hand drohten sie Thukal sogar sich gewaltsamen Zugang zum Tor zu verschaffen falls Afra da nicht mitspielen würde. Thukal warnte Afra davor auf diese Forderung einzugehen. Für Thukal war klar, dass die Feuerjäger lediglich die Öffnung des Tores erreichen wollten um dann den Hort in ihre Hand zu bringen. Damit hätten sie eine gewaltige und unkontrollierbare Macht über ganz Amazonien. Diese Vorgehensweise der Feuerjäger war für Afra ein deutliches Zeichen dafür dass unter den Dravyn ein unbeschreibliches Chaos ausgebrochen sein musste. Unklar war jetzt nur noch, ob sie sich einmischen würden wenn sie mitbekämen, dass Afra einen Vernichtungsfeldzug gegen die eigenen Artgenossen durchzog oder ob sie sich in eitlem Eigennutz zurück halten würden um an das Sternentor zu kommen. Denn dazu brauchten sie Afra. Die Drohung sich gewaltsam Zugang zu verschaffen stufte Afra als billigen Bluff ein.

In Afra reifte so langsam ein Plan. Noch recht einfach aber klar. Die Dravyn waren aufzusuchen und am Tag in ihrem Ruheversteck zu vernichten, ein Nest nach dem anderen und sich dabei den Rücken freihalten gegen eventuelle Feuerkämpfer. Thukal war schon ein Verbündeter. Afra würde Thukal jetzt ungern im Kampf gegen die eigenen Artgenossen sehen. Aber als wertvolles Auge aus der Luft und als Kenner der Eigenarten und Gepflogenheiten seiner Art eine unbeschreiblich wertvolle Hilfe. Afra überlegte weiter. Bei diesem Unternehmen brauchte man auch Augen am Boden. Eine Späherin, mit einem Kämpferherz wäre da von Vorteil. Afra dachte an Ly und lächelte. Mit Ly verband sie inzwischen eine echte Freundschaft und sie war sich sicher, dass Ly bei diesem Kampf an ihrer Seite sein würde.
Auch Krieger würde Afra gerne dabei haben. Sirena, die nubische Kriegerin brannte vor Ehrgeiz endlich ihre kriegerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können. Afra hatte Sirena bereits einige Male beobachten können als sie mit ihrem Schwert geübt hatte. Eine unbeschreibliche Geschicktheit im Umgang mit dieser Waffe zeichnete Sirena aus und Afra war sich sicher, dass diese Kriegerin alles tun würde um eine Gefahr von Amazonien abzuwenden. Afra würde also mit Sirena ein Gespräch führen.
Bei der Absicherung nach hinten gegen eventuelle Feuerjäger dachte Afra erst einmal an sich selbst. Bei der großen Gefahr die von diesen Kreaturen ausging würde sie aber Unterstützung gebrauchen können.
Ich werde Cindy fragen ob sie an meiner Seite in einen Kampf ziehen möchte. Bei Cindy hatte Afra nicht die leisesten Zweifel an der Treue zu Amazonien und mit Sicherheit eine verlässliche Kämpferin an ihrer Seite. Afra lächelte in sich hinein während sie ihre Säckchen und Felle richtete. Bei dem Gedanken an diese Mannschaft hatte sie auch keinen Zweifel am Erfolg des Unternehmens. Sie würde also in den nächsten zwei Tagen noch eine Menge Gespräche führen müssen.
Jetzt musste sie erst einmal zu yve gehen. Yve hatte bestimmt was Afra suchte. Afra wollte nämlich einen kleinen Vorrat an Giften mitnehmen.
Das Ricin der Wolfmilchpflanze war sehr tödlich. Mit dem Öl des Samens wurden die Schwert- oder Pfeilspitzen eingerieben und kam so in den Körper des Gegners. Auch das Gift des Skorpions wird yve mit Sicherheit vorrätig haben.
Gerade als Afra zum Haus von yve aufbrechen wollte kam Janina aus dem Wald zurück an ihrer Seite waren Svenja und Mareta. Afra räumte ihre Sachen beiseite und legte ein paar Felle darüber und war plötzlich wieder ganz die fürsorgliche Afra die gerne mit anderen spielte oder mit sich spielen ließ. Die Unbekümmertheit der drei ließen Afra auch für einige Zeit auf andere Gedanken kommen. Das Stimmengewirr von Mareta, Svenja und Janina um sie herum machte Afra müde. Sie schloss die Augen.

Dann mach ich eben morgen weiter,
dachte sie noch und schlief ein.
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Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:25 pm

Freitag 2. September 2011, 19:16 von Afra
Verschworene Gemeinschaft


Afra hatte es nicht anders erwartet. Die Späherin Ly war auf der Stelle bereit mit Afra in den Kampf zu ziehen. Sie fragte nicht einmal nach gegen wen oder wann es losgehen sollte. Selbst als Afra ihr sagte, dass es eventuell ihr letzter Weg sei und sie eventuell nicht mehr zurückkehren würde schüttelte Ly nur den Kopf.

Wenn du mich brauchst, dann bin ich an deiner Seite und wenn wir dabei diesem Land einen Dienst erweisen dann ist es der hohe Einsatz wert.

Afra legte der Freundin dankbar ein Hand auf die Schulter.

Wir treffen uns in der Abenddämmerung oben am Pass in zwei Tagen. Wir werden nicht alleine sein.

Ly nickte nur.
ich werde da sein,
dann bot sie Afra einen geräucherten Fisch an. Geschickt nagte Afra die Haut und die Gräten ab und leckte sich die Finger.

Besorge dir ein Pferd, Ly, und beschaffe Vorräte für mindesten fünf Leute und für ein paar Tage. Es kann sein, dass wir in der ersten Zeit nicht auf die Jagd gehen können.

Jetzt schaute Ly doch etwas verdutzt Afra an.

Du hast also etwas größeres vor?


Ja, etwas ganz Großes, ich erkläre es dir wenn wir uns treffen.

Afra war schon wieder am Aufbruch und hielt dann noch einmal inne.

Ly, das Pferd sollte unbeschlagen sein, wir sind ganz leise unterwegs und dein Speer ist zu lange. Besorge dir einen kürzeren, sehr kräftigen Speer mit einer Spitze ohne Widerhaken zum Stechen und Stoßen.

Afra bemerkt, wie sich jetzt auf Ly`s Gesicht tausend Fragezeichen formten und grinste. Ohne weitere Worte drehte sie sich um und lief in Richtung Meer. Ihr Ziel war das Kriegerdorf. Um Ly machte sie sich keine weiteren Gedanken. Die erfahrene Späherin würde jetzt genau wissen was zu tun sei. Als Afra um die Mauern des Sanctums lief und einen Blick in den Park warf der sich vor den Haupttoren befand bemerkte sie Sirena die gerade dabei war den Wächtern am Portal Anweisungen zu geben. Kurz entschlossen betrat Afra den Park und blieb in einiger Entfernung von Sirena etwa in der Mitte stehen. Es dauerte auch nicht sehr lange und Sirena bemerkte die große Frau und kam freudig auf Afra zu.

Kala, Afra,
begrüßte sie die Jägerin mit einem freudigen Lächeln.

Kala,
grüßte Afra ebenso freudig zurück

Was führt dich hier her Afra, du meidest doch sonst immer diesen Platz?

Afra bemühte sich um ein Lächeln und fragte Sirena ohne Umschweife:

Wie gut bist du mit deinem Schwert?

Sirena stutzte, sie verstand diese Frage nicht so ganz aber als Afra nichts weiter sagte zog sie ihr Schwert. Afra beobachtete wie Sirena ihr Krummschwert zog und dabei leicht in die Knie ging. Dann zog Sirena ihr Schwert pfeifend durch die Luft und zerhackte einen imaginären Feind. Geschickt warf sie ihr Schwert in die Luft und fing es nach einigen Wirbel exakt auf um dann die Klinge wie an Fäden gezogen um ihr Handgelenk rotieren zu lassen. Mit einer betonten Lässigkeit steckte sie ihr Schwert wieder in den Gürtel und schaute Afra stolz und provozierend an. Nur Sekunden später hüpfte Afra wie ein Kind auf beiden Beinen um Sirena herum, klatschte sich lachend mit den Händen auf die Schenkel und kriegte sich kaum noch ein.

Wackawacka, heiliger Schamanenfurz, das war gut Sirena,
lachte sie und musste tief Luft holen.

Ich bin mir sicher damit tötest du jeden Feind, wenn sie sich nicht totlachen, dann staunen sie so dass du …. du sie in Ruhe köpfen kannst.

Afra konnte sich kaum noch beruhigen und in Sirena schwoll der Zorn und sie setzte eine beleidigte Miene auf.

Du machst dich lustig über mich,
maulte sie,
ich bin mir sicher, dass du das nicht so gut kannst.

Afra wurde schlagartig wieder ernst und trat dicht an Sirena heran.

Du hast recht, so gut wie du kann ich die Schau nicht, … ich töte!
sagte sie leise. Nachdenklich suchte Afra im Gras am Boden herum und sammelte dann einige Apfelfrüchte ein. Spielerisch ließ sie die Früchte von Hand zu Hand wandern und warf dann plötzlich Sirena einen Apfel zu. Die Frucht flog an Sirenas Gesicht vorbei ohne dass eine Reaktion erfolgte.
Deine Feinde!
forderte Afra sie auf. Sirenas Gesicht zeigte ein Grinsen. Jetzt hatte sie verstanden und konzentrierte sich. Afra warf wieder eine Frucht. Mit einer Schnelligkeit die Afra dieser Kriegerin nicht zugetraut hätte zog sie ihr Schwert und ließ die Klinge durch die Luft sausen. Nur knapp verfehlte sie das Ziel und der Apfel fiel unversehrt ein Stück weiter auf den Boden. Ärgerlich steckte Sirena das Schwert wieder zurück. Erneut warf Afra eine Frucht in hohem Bogen über Sirena hinweg. Wieder zog Sirena das Schwert unheimlich schnell aus dem Gürtel und dieses Mal zerteilte sie den Apfel mit einem Hieb. Noch während die beiden Fruchthälfte auf den Boden fielen warf Afra bereits den nächsten Apfel und wieder traf Sirenas Schwert.
Zufrieden trat sie an Sirena heran.

Hast du auch ein Schwert ohne Krümmung?

Als die Kriegerin nickte setzte Afra nach:
kannst du damit auch so gut umgehen?
Wieder nickte Sirena bejahend und schaute Afra etwas ratlos an.

Ich brauche Hilfe in einer gefährlichen Angelegenheit und …,
Afra machte eine kleine Pause,
ich kann dir nicht versprechen dass wir es überleben.

Afra konnte deutlich sehen wie es in Sirena arbeitete. Sie schien hin und her gerissen zu sein. Einerseits war die Aussicht auf einen Kampf für sie als Kriegerin mehr als verlockend aber andererseits schien sie etwas ratlos zu sein und blickt unsicher zum Sanctum.

Sie werden mich nicht mitgehen lassen,
sagte sie und seufzte traurig.

Mach dir darüber mal keinen Kopf, ich habe es der hochverehrten Atrista schon gesagt. Ich habe ihr gesagt dass du mit mir für ein paar Tage auf der Bärenjagd bist und sie fand es eine gute Idee. Mehr brauchen die Götter nicht zu wissen
Afra grinste Sirena an.
Es liegt ganz alleine an dir.


Wie gefährlich, Afra?


Sehr gefährlich aber alles weitere erfährst du wenn wir uns treffen.

Sirena nickte mit dem Kopf,
Ich bin dabei. Wenn du Hilfe brauchst dann kannst du auf mich zählen,
sagte sie mit entschlossener Stimme.
Afra nickte zufrieden:
So habe ich es mir auch gedacht. Wir haben nicht viel Zeit. In zwei Tagen treffen wir uns bei der Abenddämmerung oben am Pass.
Zufrieden stellte Afra fest, dass Sirena auf das Abenteuer brannte. Ihre Hand hatte sie fest entschlossen um den Griff ihres Schwertes gelegt und wenn es nach ihrem Gesichtsausdruck gegangen wäre dann waren jetzt schon alle tot die sich ihnen in den Weg stellen würden.

Da wäre noch etwas,
rückte Afra heraus,
und ich weiß, dass zwei Tage etwas knapp sind.
Sirena nickte geistesabwesend und Afra fragte nach:
Sirena hast du gehört?

Als wenn sie von weit her geholt wurde besann sich Sirena sofort:
Ja Afra, was gibt es noch?

Besorge ein unbeschlagenes Pferd. Wir müssen leise unterwegs sein und wir brauchen ein oder zwei schwere Bögen. Du weißt schon, nicht die üblichen Jagdbögen. Wir werden Pfeile einsetzen müssen mit hoher Durchschlagskraft. Die Pfeile dürfen also nicht brechen. Denkst du, dass du das in der Zeit hinbekommst?

Sirena starrte Afra mit offenem Mund an:
was hast du nur vor? klingt nicht nach einer Bärenjagd?
Als Afra ihr keine Antwort gab beeilte sich Sirena zu versichern:
zufällig arbeite ich gerade an so einem Bogen ich werde schauen dass ich es in der Zeit hinbekomme.

Afra legte Sirena eine Hand auf die Schulter:
gut, bis in zwei Tagen am Pass.
Dann drehte sie sich um und verließ den Sanctumspark. Über die Schulter rief sie noch Sirena zu:
Nicht vergessen, wir sind auf der Bärenjagd!


Als Afra zwischen den Büschen stand und das Kriegerdorf beobachtete stellte sie fest, dass dort viel zu viel Betriebsamkeit war. Mehr als ihr lieb war. Sie wollte sich eigentlich unbemerkt bis zu Cindys Unterkunft durchschlagen aber das war kaum machbar. Afra entschloss sich für eine List. Sie torkelte aus den Büschen heraus und wie eine besoffene Tavernenwirtin wankte sie auf den Dorfplatz. Sie wedelte mit den Händen in der Luft herum und sang mit ihrer tiefen Bassstimme Lieder. Die Dorfbewohner beeilten sich Afra aus dem Weg zu gehen. Niemand wollte in der Nähe sein wenn diese Frau zu Boden ging. Weder hatte jemand Lust unter der Riesin begraben zu werden noch hatten sie Lust diese Schwere last irgend wo hin schleppen zu müssen. Verstohlen und mit Kopfschütteln schauten sie der Frau hinterher die sich laut singend über den Dorfplatz einen Weg zu Cindys Haus bahnte. Vor dem Haus wankte Afra noch einmal deutlich und sang extra laut um Cindy auf sich aufmerksam zu machen. Als sich niemand zeigte ließ Afra sich mit einem lauten Rums auf die Sitzbank vor dem Haus fallen und stierte in die Gegend. Sie war sich sicher, dass jetzt alle Mitleid mit ihr hatten und alle froh waren, dass die Anführerin der Krieger jetzt das Problem Afra lösen musste. So nach und nach löste sich die gaffende Menge auf und Afra war alleine. Über eine Stunde saß sie da bis endlich Cindy auftauchte. Sofort lallte Afra ein
Kala Cindy,
und fing auch wieder zu singen an. Afra stand auf und stolperte auf Cindy zu. Die Anführerin hatte schon immer ein Herz für diese große und schwere Frau und versuchte sie zu stützen. Mit beruhigenden Worten und unter dem Gelächter einiger Dorfbewohner führte sie Afra in ihr Haus. Kaum war das Tor hinter ihnen zugefallen stand Afra kerzengerade und sprach mit völlig normaler Stimme:
Cindy ich brauche deine Hilfe.

Die Kriegerin des Feuers fuhr herum und starrte Afra an.

Was für Spielchen spielst du mit mir?

Afra lächelte,
oft sind Dinge nicht so wie sie scheinen und oft sehen Menschen nur das was ihnen gezeigt wird. Viel Ding zwischen Himmel und Erde das nicht einmal die Götter uns erklären können.


Du musst einen Grund haben wenn du ein Gespräch mit mir unter diesen Umständen suchst. Du brauchst meine Hilfe?

Afra nickte und entschloss sich nicht lange um den heißen Brei herum zu reden.

Ja, ich brauche deine Hilfe. Ich habe einen Kampf vor mir und alleine wird es eine tödliche Mission. Wenn ich Hilfe hätte dann bestünde eine Chance da lebend wieder heraus zu kommen.

Mit offenen Mund starrte Cindy Afra ins Gesicht.

Du .. du .. ziehst in einen Kampf?


Auf Leben und Tod,
konterte Afra,
vielleicht wird es auch ein Spaziergang mit dir an meiner Seite.
Kurz und trocken und mit einem auffordernden Grinsen kam Afras Antwort.

Ist es etwas persönliches oder geht es um die Sicherheit Amazoniens?


Wir beseitigen eine Gefahr für Amazonien.

Sofort steigerte sich Cindy Aufmerksamkeit.
Hast du einen Auftrag der Hoheiten?


Nein!
gab Afra zur Antwort.
Wir beseitigen eine Gefahr bevor die Hoheiten davon etwas merken.


Hör endlich mit deinem dämlichen Grinsen auf, du machst mich wahnsinnig,
blaffte Cindy Afra an.
Wie denkst du dir das eigentlich? Wie soll ich den Hoheiten erklären dass ich für ein paar Tage weg bin? Wie soll ich das meinen Leuten sagen? Verstehe mich nicht falsch, aber ich muss doch den Hoheiten Rechenschaft ablegen.

Afra schaute in völliger Gelassenheit Cindy an und erklärte mit stoischer Ruhe:
Lass die Hoheiten im Sanctum träumen während Krieger das tun wozu sie auf der Welt sind.

Cindy lief aufgeregt im Raum auf und ab und überlegte fieberhaft. Afra würde niemals um ihre Hilfe bitten wenn es nicht notwendig wäre. Und Afra würde auch keinen Krieg vom Zaun brechen aus purer Lust. Wenn Afra also hier vorsprach und sie die Anführerin um Hilfe bat dann brannten ein paar Bäume.

Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen du bist dem faulen Geist verfallen und weißt nicht mehr von was du sprichst. Du hast mich an deiner Seite, ich bin dabei. Du hast schon so viel für uns Amazonen getan da lass ich eine gute Freundin nicht im Stich wenn es darum geht eine Gefahr für Amazonien abzuwenden.

Afra ballte die Fäuste und lies ein erleichtertes
Jaaa
durch das Zimmer hallen.

Worum geht es? was soll ich meinen Leuten sagen?
Afra schaute durch eine Fensteröffnung nach draußen. Der Platz im Dorf hatte sich mittlerweile geleert und Afra konnte ungesehen bis zu den Gebüschen kommen. Ohne sich umzudrehen sagte sie zu Cindy.

Wir treffen uns in zwei Tagen in der Abenddämmerung oben am Pass. Sag ihnen du gingst mit mir auf Bärenjagd.

Afra drehte sich um und drückte Cindy die Hand.

Bärenjagd? So, so, wenn ich nur wüsste wer die Bären sind,
sagte Cindy während sie Afra die Hand schüttelte.

Noch eins Cindy! Nimm ein unbeschlagenes Pferd und belade es mit vier großen Säcken voll mit frisch gemahlenem Mehl. Wir werden auch noch so etwa ein Dutzend kleinere leere Säcke brauchen…. und dein Schwert solltest du auch nicht vergessen.

Auch wenn Cindy es nicht so offen zugeben würde aber insgeheim freute sie sich auf diese kriegerische Abwechslung. Ein Kampf war für eine Kriegerin immer noch besser als die miese Politik und Verwaltung. In Gedanken legte sich Cindy schon die richtigen Ausreden zurecht für den Fall dass jemand von ihr eine Erklärung haben wollte.

Ich muss wieder los,
flüsterte Afra zu Cindy,
es ist grade günstig. Wir sehen uns in zwei Tagen.
Afra verschwand ohne weitere Worte durch die Tür und als Cindy zum Fenster eilte war Afra schon nicht mehr zu sehen.
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Der Untergang der Tempelwächter Empty Re: Der Untergang der Tempelwächter

Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:26 pm

Sonntag 18. September 2011, 14:51 von Afra
Krieg und Ethik

Hoch oben auf dem Felsen zeichnete sich die Silhouette einer großen Frau ab. Afra stand auf ihrem Gebetsfelsen und schaute hinüber zum Sanctum. Deutlich waren die ewigen Feuer zu sehen die auf dem Dach des Sanctums brannten und mit ihrem flackernden Schein skurrile Bilder auf den mächtigen Mauern zeichneten. Solange diese Feuer brannten wusste jeder im Land, dass es den Hoheiten gut ging. Erst wenn die Feuer erloschen waren würde ein ganzes Imperium den Atem anhalten, das Leben würde still stehen und wie gelähmt würde jede Amazone Gebete in den Himmel schicken und darum bitten dass Pallas ihren Töchtern und somit dem Land in einer schweren Stunde beistehen würde.
Auch wenn Afra keine Amazone war und auch nie in den Volksstamm der Amazonen aufgenommen wurde glaubte sie doch aufrichtig an die Göttinnen Pallas und Artemis. Für sie waren Amelie und Atrista fleischgewordenes Ebenbild der Göttinnen und sie war den Hoheiten zutiefst ergeben. Es waren Unsterbliche und alleine der Gedanke daran löste in Afra ein Zittern aus. Seit dem Ritual, seit sie von ihren Ahnen zu einer Tharhat erhoben worden war, seit dieser Zeit war sie ohne weiteres Zutun den Hoheiten in besonderer Weise verbunden. Eine Tharhat war eine Gotteskriegerin, eine Schläferin die dann erwachte wenn die Götter sie riefen. Niemand im Lande hatte auch nur die leiseste Ahnung von dieser heimlichen Verbindung zu den Hoheiten und niemand hatte auch auch nur den Hauch einer Vorstellung von dem zu was eine Tharhat fähig war.
Afra stand am Rande des Felsen und schaute hinüber zum Sanctum. Bald würde die Sonne aufgehen, den leichten Schein sah man schon der sich weit hinten am Horizont gegen die Dunkelheit breit machte. Nebel lagen über dem Land und waberten in den Tälern, langsam krochen sie hier durch das Unterholz und zauberten eine gespenstige Atmosphäre. Wie ansteigendes Wasser sah es aus. So als würde das Land gleich im Chaos versinken. Dieser Vergleich erinnerte Afra daran warum sie bereits so früh auf den Beinen war. Ihr Auftrag war es Chaos von diesem Land fern zu halten. Ein Lichtschein flackerte im Süden auf, kurz nur zuckte es wie ein Irrlicht durch den Nebel in den Himmel um dann nur noch als kleiner heller Punkt durch die Wälder zu schimmern. Afra lächelte. Sie wusste, dass in dessen Moment LyAvain aufgestanden war und sich über dem Feuer einen ihrer seltsamen Säfte warm machte. Noch einmal warf sie einen Blick über das Land und dann hüpfte sie vom Felsen.
Sie machte das schon immer so. Ihrer unheimlichen Kraft hatte sie es zu verdanken, dass sie solche Sprünge unbeschadet überstand. Doch dieses Mal stolperte sie und fiel in das nasse Moos. Seit Wochen schon war Afra etwas unsicher auf den Beinen. Ihr ganzer Körper schmerzte und in den Gelenken tat es weh. Ihre Brüste juckten und immer wieder musste sie sich kratzen weil die Haut spannte. Afra war nicht entgangen, dass sie wuchs. Die Kerben im Baum bei ihrem Lager hatte sie bereits mit einer Handspanne hinter sich gelassen. Sie hatte auch schon weitere Felle an ihre Beinkleider genäht. Auch an Gewicht hatte Afra zugenommen und manchmal hatte sie ihre neuen Kräfte nicht unter Kontrolle. Sie musste aufpassen was sie mit ihren Händen packte. Schon sehr oft hatte sie in der letzten Zeit einfach auch etwas kaputt gedrückt ohne es zu wollen. Mit einem lauten Fluch rappelte sie sich aus dem Moos und stapfte in ihr Lager. Janina war einmal mehr mit den anderen jungen Amazonen irgendwo bei den Kriegern. Afra freute sich über diese Selbstständigkeit. Ihre Kleine lernte sehr schnell auf sich selbst aufzupassen. Im Lager hatte Afra vier große Bündel geschnürt und sie mit Fellen umwickelt. Jeweils zwei dieser Bündel hatte sie mit Lederschnüren aneinander geknotet. Jetzt warf sie sich die Bündel über Kreuz über die Schulter. Das eine Paar wurde so über die Schulter gelegt dass ein großes Bündel vorne links an der Brust baumelte und über die Lederschnur quer hinter ihrem Nacken das andere Bündel dann hinten rechts auf dem Rücken lag. Das nächste Paar wurde dann über Kreuz auf ähnliche Weise aufgenommen. Das hatte den Vorteil, dass Afra nicht ständig darauf achten musste dass die Bündel an ihrem Platz blieben und verrutschten und sie hatte beim Laufen ihre Hände frei. Die Frau zupfelte noch die Bündel etwas zurecht und verlies im Laufschritt das Lager.
Drei Schritte einatmen und drei Schritte ausatmen … ihr Ziel war der Pass oben in den Bergen.

In der Nähe des großen Wasserfalls entschied Afra das Lager aufzuschlagen. Es war zwar ein allgemein zugänglicher Platz und sah überhaupt nicht nach einem geheimen Treffpunkt aus aber ganz bewusst hatte Afra diesen Platz gewählt. Die alte verfallene Hütte dort zwischen den Bäumen war wie geschaffen die Vorräte die die anderen mitbrachten und auch die Pferde unter zu bringen. Kam jemand zufällig vorbei, dann sah alles danach aus als würden sich Jäger zu einer gemeinsamen Jagd hier treffen. Afra konnte sich vorstellen, dass die Aktivitäten der Anderen schon Fragen aufwarfen und die wagen Antworten die die Freunde geben konnten würden neugierige Amazonen sehr misstrauisch machen. Daher war ein unscheinbarer und doch sehr abseits gelegener Treffpunkt genau das richtige um nicht noch mehr Misstrauen zu säen. Afra machte ein kleines Feuer an um sich einen frisch gefangenen Fisch am Stock zu braten. Sie setzte sich ins Gras und wartete. Als Jägerin hatte sie gelernt zu warten. Es vergingen Stunden als sie plötzlich unterhalb des Hügels ein Pferd schnauben hörte. Ruhig blieb sie sitzen und wartete auf den Ankömmling. Langsam schälte sich die Silhouette einer Reiterin aus dem Nebel und kam die Anhöhe herauf. Fast hätte Afra die Reiterin nicht erkannt. Sie grinste und musterte Sirena ohne sich zu erheben als diese mit ihrem beladenen Pferd direkt neben ihr stehen blieb.
"Hier bin ich Afra," sagte sie grüßend, "und ich habe alles mitgebracht was du gefordert hattest."
Noch immer musterte Afra Sirena. "Bring das Zeug in die Hütte und setze dich zu mir," war alles was Afra sagte.
Sirena stieg von ihrem Pferd und zog es an einer Leine nach hinten in die Hütte. Dann lud sie die Packen ab um es dem Pferd leichter zu machen und setzte sich dann neben Afra. Sirena war kaum wieder zu erkennen. Sie trug die schwarz braune Kombination der Krieger und sah sehr entschlossen und kriegerisch aus.
"Ich bin bereit Afra, wann gehen wir los und wozu brauchst du mich und das ganze Zeugs?"
"Wir warten noch." Afra legte Sirena beruhigend eine Hand auf das Knie. "Wir warten."
Sirena war etwas verwirrt aber sie schwieg und saß wartend neben Afra im Gras. Als ein Schlurfen zu hören war zuckte Sirena zusammen und schaute unsicher zu Afra. Diese lächelte nur und bedeutete Sirena mit einer Handbewegung ganz ruhig zu leiben. Langsam näherten sich die Geräusche dem provisorischen Lager. Zuerst war nur ein Pferd zu sehen. Keine Reiterin. Ly die Späherin lief neben ihrem Pferd und kam auf das kleine Lagerfeuer zu. "Kala," grüßte die kleine Späherin und schaute verwundert zu Sirena sagte aber keinen Ton. Afra sagte auch zu Ly, dass sie ihr Pferd mit den Vorräten in die Hütte stellen sollte. Als Ly zurück kam setzte sich sich zu den beiden ans Feuer und hielt ihre Hände über die Flame um sich zu wärmen.
"Ich habe alles Afra wie du es gewollt hast."
Afra nickte nur.
"Ich hatte keine Ahnung, dass außer uns beiden noch jemand dabei ist. Also hast du doch was größeres vor Afra?"
Der letzte Satz war eine lauernde Frage von Ly doch Afra ging darauf nicht ein. Ly wirkte etwas nervös und unsicher. Auch Ly hatte Sirena schon eine Ewigkeit nicht mehr in dieser Ausstattung gesehen. Vielen war Sirena einfach nur bekannt als die Hofdame die über das Sanctum herrschte. Ein richtiger Hausdrachen in seidene Kleider gehüllt. Wer etwas von den Hoheiten wollte kam zu allererst einmal nicht an Sirena vorbei. Sie bestimmte alles und machte sich wenig Freunde damit. Hatte sie einmal die Gnade und man bekam eine Audienz dann war noch die Hürde Jadzia die Leibwächtern da. Die wiederum verstand sich nicht mit der Hofdame und schon aus puren Trotz wurde so manche bereits genehmigte Audienz aus Sicherheitsgründen wieder abgesagt. Diese ständigen Nicklichkeiten waren schon im Land sprichwörtlich als "Drachenfeuer" bekannt. Wer eine Audienz bei der Hoheit wollte musste sich also zuerst bei Jadzia einschleimen. Ohne sie kam man nicht eimal in Sichtweite der Hoheit. Hatte man ihre Gunst konnte man es dann bei der Hofdame probieren. Jetzt saß Sirena da in der Uniform der Krieger, voll bewaffnet und starrte in das Feuer. Diese Veränderung und die stoische Ruhe machten Ly nervös und sie begann zu erzählen. Sie zeigte Afra ihren kurzen Speer und fragte ob das so richtig sei.
"Schau Afra ich habe den Speer etwas verkürzt. Meinst du es ist so tauglich. Ich weiß ja nicht was du vorhast aber …"
Wieder war da der Versuch Afra aus der Reserve zu locken. Afra grinste zu Ly und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.
"Ja ich denke damit wirst du richtig umgehen können," beruhigte Afra die kleine Späherin. "Wir warten noch, da drüben im Bach gibt es herrliche Fische und sie schmecken hier richtig gut."
Ly war etwas enttäuscht aber sie wusste auch, dass Afra sie zur richtigen Zeit aufklären würde. Sie rappelte sich auf und ging an den Bach um sich mit einem Bein im Wasser und mit dem anderen kniend am Ufer richtig klein zu machen. Dann verharrte Ly wie zu Stein erstarrt einige Minuten. Afra beobachtete Ly. Sie bewunderte die Art wie sie fischte und richtig, plötzlich kam Leben in die kleine Frau. Gedankenschnell schoss ihre Hand in das Wasser und hielt einen zappelnden Fisch. Schnell und geübt zog Ly mit der anderen Hand ihr Messer, schlitzte den Fisch auf und nahm die Innereien aus und warf sie zurück in das Wasser. Wenn Ly sich auch so blitzschnell auf wechselnde Situationen einstellen konnte, dann war es Afra nicht Angst um ihre Mission. Zufrieden setzte sich Ly wieder zu den beiden anderen an das Feuer, spießte den Fisch auf einen Stock und hielt ihn vorsichtig drehend über das Feuer.
Plötzlich stand Sirena auf. "Ich halte das nicht mehr aus Afra, diese Ungewissheit macht mich Wahnsinnig!" Sirena stapfte aufgeregt um das Feuer und gerade als sie erneut ansetzen wollte war wieder das Schnauben eines Pferdes zu hören. Sirena fuhr auf den Fersen herum und hatte ihre Hand auf ihr Schwert gelegt. Ly hatte ihren Fisch in das Gras gelegt und ergriff ihren Kurzspeer. Afra grinste nur und blieb seelenruhig sitzen. Sie konnte es den Freunden nicht verdenken. Sie waren in höchster Anspannung und wussten nicht was ihnen bevor stand. Beide entspannten sich wieder als Cindy die Kriegerin des Feuers den Weg herauf kam. Cindy war nicht weniger erstaunt als vorher die beiden anderen. Wenn sie verunsichert war so verbarg sie das aber sehr geschickt.
"Hast ja eine richtige Bande zusammen gerufen Afra." Dann erst grüßte die Anführerin der Krieger die Anwesenden und ihr Blick blieb mit Verwunderung an Sirena hängen. "Du hier und in voller Kriegermontur?" Bevor Sirena etwas antworten konnte stand Afra auf und verbeugte sich vor Cindy.
"Ich grüße dich ehrwürdige Kriegerin," grüßte Afra in ihrer stets respektvollen Art, "Jede hier hat ihre Berechtigung und Aufgabe."
Cindy stieg vom Pferd und zog es zwischen Sirena und Afra. "Ich hoffe du weißt was du tust," flüsterte sie zu Afra und winkte unmerklich mit dem Kopf in Richtung Sirena. Afra gab darauf keine Antwort und zeigte nur mit ihrer Hand zur Hütte um Cindy zu zeigen wo sie ihre Sachen abstellen konnte. Als Cindy zurück kam und immer noch misstrauisch auf Sirena schaute wollte Afra etwas sagen um die Spannung aus der Gruppe zu nehmen. In diesem Augenblick landete Thukal bei der Gruppe. Etwas unsanft und mit einem lauten "Plopp" kam Thukal auf der Erde auf.
Afra schmunzelte. "Das konntest du aber auch schon besser liebe Thukal. Setzt euch alle an das Feuer, wir sind komplett und ich werde euch jetzt sagen um was es geht."
Zögerlich begaben sich alle an das Feuer und gruppierten sich. Jede schaute die Andere prüfend an. Afra wartete bis alle Platz genommen hatten.
Dann setzte sie sich den Freunden gegenüber und kreuzte die Beine. Nach einer kleinen Pause die allen wie eine Ewigkeit vorkam legte Afra los:
"Ich ziehe in den Krieg und der Gegner sind die Tempelwächter, die Dravyn, und ich habe Euch ausgesucht mir dabei zu helfen."
"Die Dravyn,"zischte Ly und schaute nervös und unsicher zu Thukal.
"Die Dravyn," entfuhr es Cindy und wie von der Tarantel gestochen fuhr sie in die Höhe.
"Die Dravyn," flüsterte Sirena und legte die Arme über Kreuz über ihre Brust und murmelte ein Gebet. Nur Thukal verhielt sich still und wäre am liebsten im Erdboden verschwunden und erst wieder aufgetaucht wenn diese Besprechung vorüber war. Cindy lief hin und her.
"Die Dravyn," wiederholte sie spöttisch, "du sagst das als wären wir auf dem Weg zur Tempelreinigung und morgen Mittag wieder bei unseren Lieben am Feuer, Afra hat irgendetwas deinen Geist verdunkelt?" Als Afra nicht antwortete fuhr Cindy fort: "Wir können doch nicht einfach einen Krieg anfangen, wissen die Hoheiten davon, wenn das Atrista erfährt kostet es uns alle den Kopf."
"Vielleicht," antwortete Afra lakonisch, "vielleicht lässt sie uns allen den Kopf abschlagen, vielleicht aber auch nicht, vielleicht ist es ein verrückter Plan, vielleicht aber auch nicht und vielleicht wirst du sterben …" nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: "… vielleicht aber auch nicht"
"Afra! Wissen die Hoheiten davon, weiß Atrista dass du gegen die Dravyn vorgehst, hast du einen Auftrag?" Cindy bohrte energisch nach.
Afra schüttelte den Kopf. "Nur ihr wisst jetzt davon, und das sind viel mehr Leute als ich ursprünglich mit hineinziehen wollte." Afra grinste schelmisch und sagte lächelnd zu Cindy: "Ich habe mir aber gedacht, dass ich mein Leben grade vor mir habe und mit euch an meiner Seite stehen die Chancen sehr viel besser es noch eine Weile zu leben." Afra schaute Cindy mit ihren dunklen Augen ruhig an während Sirena immer noch ihr Gebet in den Himmel murmelte und Ly ruhig der Diskussion folgte. Thukal scharrte mit seinen Krallen nervös am Boden herum. Cindy überlegte kurz und drehte sich wieder zu Afra: "Angenommen wir hätten den Hauch einer Chance und noch einmal angenommen wir würden tief in unserem Inneren eine moralische Berechtigung finden … wir können nicht einfach einen Krieg beginnen, es kann nicht sein dass jeder einfach irgendwo in den Krieg zieht, die Hoheiten alleine legitimieren die Kampfhandlungen."
"In diesem Punkt hat Cindy Recht," sagte Sirena und auch Ly nickte mit dem Kopf.
"Politik!" Afra winkte verächtlich mit der Hand und spuckte auf den Boden. "Politik," wiederholte sie, "Sie diskutieren und wägen ab, beriechen und schmecken, Palaver, Palaver und am Ende sind es nichts als heiße Schamanenfürze."
Cindy schüttelte entgeistert den Kopf lenkte aber hoffnungsvoll ein und fragte leise: "Wie viele Afra? Gegen welchen Clan sollen wir vorgehen? Was ist unser Ziel?"
"Alle Dravyn Cindy, Alle Clans und das Ziel ist die Vernichtung der Tempelwächter, die Dravyn und alle ihre Mutationen verschwinden von dieser Welt."
Jetzt standen auch Sirena und Ly auf, das Entsetzen war in ihre Gesichter geschrieben.
"Du sprichst von der Auslöschung eines ganzen Volkes Afra," entgegnete Ly, "Ich habe schon vieles erlebt und auch mitgemacht aber noch nie war mein Geist am Untergang eines ganzen Volkes beteiligt."
Afra merkte, dass die Freunde eine moralische Blockade hatten und überlegte. Cindy gab noch einmal zu bedenken, dass Krieg eine von den Hoheiten legitimierte Handlung sein muss.
"Wir haben einen Ehrenkodex Afra, wir Amazonen achten alle Lebewesen, wir vernichten sie nicht und wir führen Kriege um um unser Land und Volk zu verteidigen, wir führen keine Angriffskriege. Ich fürchte den Kampf nicht und ich fürchte auch den Tod nicht aber zu diesem krieg haben wir keine Berechtigung."
Sirena und Ly nickten zu den Ausführungen von Cindy und es herrschte minutenlange Stille.
"Doch!" kam es von hinten. Die Stimme von Thukal war leise aber bestimmt. Während der ganzen Diskussion hatten alle vermieden Thukal anzusehen. Die Dravyn hatte sich still im Hintergrund gehalten doch jetzt mischte sie sich ein.
"Doch!" kam es noch einmal von Thukal, "wir haben eine Berechtigung, es ist auch keine Angriffskrieg, es ist ein Krieg um das Land zu verteidigen."
Die drei Freunde drehten sich jetzt zu Thukal um. "Wie meinst du das?" wollte Sirena wissen.
"Ja," das würde mich auch interessieren sinnierte Cindy und Ly nickte, "du musst es ja wissen Thukal"
"Es ist bereits Krieg, die Dravyn haben den Göttern die Loyalität aufgekündigt.Daraufhin haben die Götter den Dravyn die Autorität entzogen die Tempel zu bewachen. Jetzt haben die Dravyn beschlossen alle Gläubigen zu vernichten. Sie haben bereits damit angefangen. Einige Völker da hinter den Bergen haben sch schwere Verluste hinnehmen müssen. Jetzt droht auch uns der Vernichtungskrieg. Alleine die Tatsache, dass die Dravyn jetzt keine Aufgabe mehr haben hat Unordnung in die Reihen gebracht. Im Augenblick sind sie damit beschäftigt untereinander die Führungsrolle heraus zu kämpfen. Nur diese Tatsache, dass sie im Augenblick sich gegenseitig bekämpfen … und auch dezimieren .. haben wir es zu verdanken dass sie noch nicht über die Berge gekommen sind."
Das war die längste Rede die Afra von ihrer Freundin Thukal bisher vernommen hatte. Diese Rede hatte ihre Wirkung nicht verfehlt und Afra war Thukal richtig dankbar. Cindy, Sirena und Ly schauten betreten zu Boden und blickten dann zu Afra.
"Jetzt sage ich euch was," Afra sprach ruhig und bedächtig. Die Amazonen konnten sich der Faszination die von dieser Frau ausging nicht erziehen. Diese große Frau, die alle um mindestens zwei Köpfe überragte hatte eine Ausstrahlung die jeden in den Bann ziehen musste. Nichts war mehr zu spüren von der tollpatschigen Hinterwäldlerin, keine Spur von Unterwürfigkeit. Afra stand da, ruhig und unaufgeregt, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ihre tiefe Stimme die weit unten aus ihrer Brust zu kommen schien zwang die anderen einfach zuzuhören.
"Jetzt sage ich euch was von Afras Politik. Den Amazonen droht ein Unheil von bisher unbekanntem Ausmaß. Wir wissen alle dass wir in einen Stein verwandelt werden sollen und dass nur die unschuldigen Kinder diesen Fluch von uns nehmen können. Die Hoheiten brauchen jetzt jede Frau und jede Kämpferin um sich auf diese Katastrophe vorzubereiten."
"Woher weißt du davon?" wollte Cindy wissen, "so viel ich weiß warst gerade du nicht dabei als wir diese Katastrophe bei Atrista besprochen haben."
"Ich weiß es eben," Afra ging nicht auf die Frage ein und einmal mehr kamen die Freunde ins Grübeln.
"Ly," fuhr Afra fort, "du sagst, dein Geist war noch nie beteiligt an der Vernichtung eines Volkes," und als Ly nickte redete Afra weiter, "angenommen deine Ethik würde es dir verbieten mit mir in diesen Vernichtungskampf zu ziehen, nur einmal angenommen, und nur einmal angenommen ich schaffe es nicht die Dravyn von dieser Welt zu fegen, was denkst passiert wenn uns der Fluch trifft und die Dravyn kommen über die Berge?"
Afra machte eine Pause und lies ihre Worte auf die Anwesenden wirken. Als Ly keine Antwort gab philosophierte sie weiter:"Die Dravyn werden über die Berge kommen und die unschuldigen Kinder angreifen und vernichten und damit würden sie ein ganzes Volk, nämlich das der Amazonen vernichten. Dein Geist Ly wäre beteiligt am Untergang der Amazonen ob dir das passt oder nicht aber das wäre dann ja auch egal, du hättest zu Stein verwandelt ja bis in alle Ewigkeit Zeit über Ethik und Moral nachzudenken." Den letzten Halbsatz hatte Afra etwas spöttisch betont und damit Ly tief in ihrem Herzen getroffen. "Du könntest aber auch deine Ethik und Moral dazu benutzen einem ganzen Volk das Leben zu retten indem du eine drohende Gefahr erst gar nicht bis zu ihnen kommen ließest. Der Kampf und die Vernichtung der Dravyn sind wichtig für den Fortbestand von Amazonien."
Wieder herrschte Schweigen und dann sagte Ly: "Ich bin an deiner Seite Afra. Die Amazonen sind meine Heimat und mein Volk geworden. Ich werde mein Leben dafür geben wenn es dieses Volk retten kann." Ly hatte sehr entschlossen gesprochen und Sirena zog sofort nach.
"Mein Leben für Amazonien, ich bin dabei Afra!"
Afras Blick ruhte jetzt auf Cindy.
"Vielleicht lässt Atrista mir den Kopf abschlagen, vielleicht jagt sie mich auch nur in die Wüste aber was wäre mein Leben dann noch wert wenn ich nicht alles riskieren würde um Schaden von meinem Volk abzuwenden. Mein Leben gehört diesem Volk. Ich bin dabei Afra!"
Afra atmete hörbar aus und schaute die Freunde dankbar an.
"Nichts anderes habe ich von euch erwartet," sagte sie grinsend, "und jetzt erläutere ich euch meinen Plan.
Afra erzählte den Freunden von den Eigenheiten der Dravyn. Erklärte den Körperbau und zeigte ihnen die verwundbare Stellen im Panzer. Sie erzählte ihnen auch wie sie eine Feuerwalze mit Hilfe des Eisenstaubs und des Mehls über dem Lager der Dravyn zünden wollte und die Freunde hörten staunend zu.
"Wichtig ist, dass ihr sehr schnell nach dem Feuer in das Lager stürmt und alles was am Boden ist sofort tötet. Die Dravyn dürfen keine Zeit haben sich in die Luft zu erheben. Sollte es doch eine schaffen dann wird Sirena sofort ihren Kampf unterbrechen und mit ihrem neuen Bogen die Dravyn vom Himmel schießen." Afra forderte Sirena auf den Gefährten den Bogen zu zeigen. Sirena zog den Bogen und legte ein paar Pfeile zurecht. Sie erklärte das Prinzip und erklärte auch etwas davon wie die neue Verspannung die Kraft verdoppelte. Dann gab sie eine Demonstration des Wunderbogens. Sirena zeigte auf einen Ast an einem Baum weit hinten am Wasserfall.
"Achtet einmal auf diesen Ast," sagte sie und spannte den Bogen. Afra schaute nicht auf den Baum sondern beobachtete die Art und Weise wie Sirena den Bogen spannte. Die Adern am Hals der Kriegerin schwollen an und waren ein deutliches Zeichen dafür, dass sehr viel Kraft aufgewendet werden musste. Mit einem lauten "Zonggggg" schnellte der Pfeil von der stählernen Sehne. Die Seile schlugen gegen gegeneinander und die Entspannung im Bogen ließen das Metall singen. Die erstaunten Ausrufe der Kämpfer zeigten, dass der Pfeil sein Ziel gefunden hatte. Der Ast splitterte.
"Wow, ahhh, Ohhhh," kam es von allen Seiten und jetzt konnte sich Sirena kaum noch der Fragen erwehren. Jede hatte eine spezielle Frage und voller stolz beantwortete Sirena geduldig alles was die Gefährten wissen wollten.
"Es ist wichtig, dass jede von euch diesen Bogen einmal ausprobiert. Wenn Sirena fallen sollte muss die nächste den Bogen nehmen und an ihre Stelle treten. Im nächsten Lager werden wir alle Gelegenheit haben mit dem Bogen zu üben." Afra stellte sich neben Cindy. "Und jetzt zu dir,"
Cindy schaute immer noch fasziniert auf den Bogen und Afra musste sie mit dem Ellbogen anschubsen.
"Nicht oft, aber manchmal kommt es vor, dass Feuerjäger den Dravyn zu Hilfe eilen. Im Augenblick würden sie es eher begrüßen wenn wir die Dravyn vernichten denn sie erheben einen Führungsanspruch und glauben die alleinigen Auserwählten zu sein. Diese Feuerjäger sind besonders gefährlich. Diese Mutation kämpft anders als die Dravyn auch am Boden. Sie halten eine Waffe in der linken Klaue und schlagen dann oft hinterlistig mit der rechten Klaue Wunden in den Körper des Gegners. Diese Klauen haben ein Gift das sehr schnell in das Blut geht. Dummerweise greifen sie oft zu Zweit an. Die Feuerjäger sind keine wirklichen Gegner für mich aber ich darf nicht von einem Zweiten verletzt werden. Es ist deine Aufgabe Cindy den zweiten Feuerjäger von mir abzulenken ohne selbst getroffen zu werden. Tauchen sie also auf, dann werden wir beide den Kampf mit den Dravyn unterbrechen und uns nur um diese Feuerjäger kümmern."
Afra wollte noch weitere Erklärungen abgeben als hinter ihnen plötzlich ein fröhliches "Kala" zu hören war. Erschrocken fuhren alle herum und sahen die junge Hofdame Svenja. Afra warf einen ärgerlichen Blick zu Thukal. Es war ihre Aufgabe gewesen darauf zu achten dass sich jemand unbemerkt dem Lager nähern konnte. Afra überlegte kurz wievielt von der Unterredung Svenja mitbekommen haben könnte und was sie alles verraten könnte. Sie machte ein kurzes Zeichen zu Ly. Afra fuhr mit dem Finger über ihre Kehle, ein Zeichen, dass Ly der Kleinen die Kehle durchschneiden sollte. Als Ly erschrocken zögerte setzte sich Afra in Bewegung. Sie schlug einen kleinen Bogen und wollte sich hinter Svenja in Stellung bringen. Cindy hatte die Geste Afras richtig gedeutet und raunzte Svenja zu dass sie schleunigst von hier verschwinden sollte.
"Lauf Svenja, renn um dein Leben, gehe schnell zurück zu den anderen," herrschte Cindy die verdutzte Hofdame an.
Svenja war schockiert von dem barschen Ton aber als sie die entsetzten und wild entschlossenen Gesichter sah drehte sie sich um und rannte noch bevor Afra sie erreicht hatte so schnell sie konnte den Hügel hinunter. Die Gefährten atmeten erleichtert auf und Afra brummte ärgerlich zu Thukal dass sie die ganze Mission gefährdete. Jetzt war dieses Lager nicht mehr sicher und alle waren einverstanden so schnell wie möglich aufzubrechen.
Afra befahl Thukal in die Luft um den Weg von oben zu sichern und um mögliche Gefahren melden zu können.
"Ly, du gehst vor. Du bist unsere Augen am Boden, halte Kontakt mit Thukal."
Thukal erhob sich sofort in die Luft und flatterte über dem Lager. Ly raffte eiligst ihre Habseligkeiten zusammen und packte wieder alles auf ihr Pferd und marschierte los. Afra lies den Freunden einen Vorsprung und kam dann mit Cindy und Sirena nach. Irgendwann in der Nacht würden sie den zweiten Lagerplatz erreichen.
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Der Untergang der Tempelwächter Empty Re: Der Untergang der Tempelwächter

Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:27 pm

Sonntag 18. September 2011, 16:00 von LyAvain

Warten, dass alle versammelt sind...

Afra erklärt den anderen ihre Pläne...

Dienstag 20. September 2011, 00:36
von Atrista
Unheimliche Begegnung

Nach dem zweiten Lager waren die Freunde schon sehr früh aufgebrochen und machten sich jetzt an den Abstieg. An eine Unterhaltung war nicht zu denken. Der Wind pfiff der kriegerischen Truppe eiskalt um die Ohren und machte zwischen den Felsen einen höllischen Lärm. Um die Köpfe hatten sie sich zusätzliche Felle gewickelt und nur kleine Sehschlitze vor den Augen halfen auf dem rechten Weg zu bleiben. Ihr Ziel war das Vorgebirge auf der anderen Seite der Ebene. Nach einem beschwerlichen Marsch von etwa 3 Stunden hatte Afra die Truppe um sich versammelt und dann legte sie eine neue Marschroute fest. Die Morgendämmerung war nicht ungefährlich. Das war genau die Zeit in der die Dravyn bevorzugt angriffen und noch etwa eine Stunde und sie würden in Scharen den Rückzug antreten und ein Lager aufsuchen. Hier auf dem offen Pass war die Gefahr viel zu groß entdeckt zu werden. Afra erklärte den Freunden, dass sie jetzt vom üblichen Weg abweichen und einen zwar gefährlicheren Abstieg aber auch vor Entdeckung sicherer Weg nehmen würden. Für Thukal hatte sie jetzt auch klare Order. Thukal sollte sich zwischen den Felsen in der Luft aufhalten und eventuell heimfliegende Clans auf ihrem Weg in ihr Lager beobachten. Jetzt abseits vom Weg übernahm Afra die Führung.
Die Amazonen waren längst schon von ihren Pferden abgestiegen. An Reiten war jetzt nicht mehr zu denken. Die Pferde mussten geführt werden. Die Kriegerinnen hatten Mühe der sicher und schnell laufenden Afra zu folgen. Der Umweg den Afra gewählt hatte führte nicht immer nur talwärts. Zeitweise musste die Truppe auch einen beschwerlichen Anstieg bewältigen um dann wieder quer zu steilen Hängen vorsichtig zwischen losem Gestein einem Tal entgegen zu streben. Immer öfter musste Afra eine kleine Pause einlegen um die Freunde aufschließen zu lassen. Die Erschöpfung war allen anzusehen und Afra beschloss nach einem Lager Ausschau zu halten. Etwa eine Stunde von hier gab es ein kleines Höhlensystem. Afra kannte es. Auf der Jagd nach der entführten Janina hatte sie es kurzzeitig als Unterschlupf benutzt. Sie trieb ihre Freunde noch einmal an und machte ihnen Mut. Die Sonne hatte schon längst ihren Zenit überschritten als sie endlich die Höhlen erreichten. Afra trieb ihre Freunde in die schützenden Höhlen. Sirena hing mehr an ihrem Pferd und ließ sich von dem Tier in die Höhle ziehen. LyAvain stolperte erschöpft und völlig fertig ihr Pferd hinter sich her ziehend in die Höhle. Cindy lief mit hängendem Armen an Afra vorbei und zog sich die Schutzfelle vom Kopf.
Afra sah noch wie sich die Freunde hinten in der Höhle langsam zu Boden sinken ließen und dann betrat sie selbst die Höhle. Als sie mitten in der Höhle stand wusste sie plötzlich, dass sie in eine Falle gelaufen war. Sie blieb abrupt stehen und verharrte unbeweglich. Während sie sich das Fell von den Haaren zog legte sie einen Finger auf die Lippen und bedeutete den Freunden ganz still zu sein. Afra schloss die Augen um die Gefahr die sie gespürt hatte zu erfassen. Schlagartig verharrten die Freunde in ihren Stellungen und wagten sich nicht mehr zu rühren. Ihre Augen waren gebannt auf die große Frau in der Mitte der Höhle gerichtet die wie eine riesige Silhouette im Gegenlicht stand und vorsichtig ihre Bündel von den Schultern streifte und sie auf den Boden gleiten ließ. Nichts war mehr zu spüren von den Anstrengungen der letzten Stunden. Cindy und Sirena legten entschlossen ihre Hände auf die Knäufe ihrer Schwerter und warteten auf ein Zeichen von Afra. Ly zog mit einer unendlichen Geduld langsam und geräuschlos ihren Kurzspeer und legte ihn quer vor sich auf den Boden. Noch immer stand Afra mit geschlossenen Augen da. Sie spürte genau die Gefahr aber sie konnte sie noch nicht konkretisieren. Afra sog tief die Luft in die Lungen und versuchte sich an den seltsamen eigenartigen Geruch zu erinnern der unmerklich und noch unaufdringlich in der Luft lag. Es war ein Geruch der oft in stickigen Höhlen vorkam, leicht modrig hinzukam der Geruch der bei einem erlöschenden Feuer oft in der Luft lag. Verkohltes Holz hinterließ diesen stickigen rauchigen Geruch aber da war noch etwas was Afra besonders irritierte. Das was sie bis jetzt gerochen hatte war nicht ungewöhnlich in einer Höhle aber dieser saure Beigeschmack und dieser Geruch den Afra von den vulkanischen Aktivitäten während des Rituals kannte das war ungewöhnlich. In ihrem Kopf formte sich das Bild eines riesigen Schattens. Noch unwirklich, noch ohne eine feste Gestalt aber Afra spürte wie sich dieser Schatten sehr schnell näherte. Afras Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Die Freunde saßen immer noch hinten in der Höhle an der Wand auf dem Boden und wagten nicht sich zu bewegen. Sie beobachteten Afra und warteten darauf, dass Ara ihnen irgendein Zeichen gab. Diese aber verharrte immer noch unbeweglich und dann plötzlich öffnete Afra ihre Augen. Schlagartig traf sie die Erkenntnis. Jetzt wusste sie was da auf sie zukam und ihr Blut begann schneller zu pulsieren.
In der gleichen Sekunde in der Afra wusste was die Gefahr bedeutete verdunkelte sich der Eingang der Höhle. Afra brauchte sich nicht umzudrehen, sie spürte die Gestalt in ihrem Rücken und sie sah die entsetzten Gesichter ihrer Freunde. Die weit aufgerissenen Augen von Sirena spiegelten das ganze Unheimliche Drama im Rücken von Afra wider. Die Gestalt im Eingang war riesig, etwas unförmig und bullig und musste etwas den Kopf einziehen um überhaupt durch den Eingang zu kommen. Noch immer hatte sich Afra nicht umgedreht und doch hatte sie diese mächtige, unförmige Gestalt genau vor ihrem geistigen Auge. Deutlich sah sie die dampfende Konturen und als diese Stimme hörte war sie sich absolut sicher.
"Hallo Afra!"
Die Sprache war so unklar und unwirklich wie die ganze Erscheinung. Es hörte sich an als käme die Stimme aus einem kochenden Wasserkessel. So blubbernd und guttural mit tiefem Bass fast ein Singen. Diese Stimme verfehlte nicht ihre Wirkung. Die Pferde drückten sich nervös zusammen und drängten sich tief in die Höhle. Das nervöse Schnauben machte deutlich, dass die Tiere eine Gefahr spürten. Noch immer hatte sich Afra nicht umgedreht. Als sie ihren Namen hörte beobachtete sie nur ihre Freunde. Cindy, Ly und Sirena waren langsam aufgestanden und beobachteten unsicher die Situation. Ihre Stellung war denkbar ungünstig. So konnten sie keine Hilfe für Afra sein und das diese Gestalt dort es auf Afra abgesehen hatte war jetzt deutlich geworden. Afra selbst blieb ruhig. Äußerlich jedenfalls war ihr nichts anzumerken. Mit einer unmerklichen Handbewegung machte sie den Freunden klar, dass sie sich langsam auseinander bewegen sollten um nicht ein einfaches Ziel zu bieten. Langsam drehte sich Afra jetzt zu dem Feuerjäger um. Dort stand ein Feuerjäger im Höhleneingang. Größer und um einiges breiter als Afra schaute der Feuerjäger jetzt Afra in die Augen.
"Hallo Afra," wiederholte er und während er sprach bewegte er sich einen Schritt in die Höhle hinein und richtete sich auf. Jetzt erst konnte man die wahre Größe erkennen. Während er sich bewegte hörten die Freunde dieses schabende Geräusch das durch das Reiben der Hornplatten die den Jäger wie ein Panzer schützten verursacht wurde. Da wo die Platten sich überlagerten drang unaufhörlich Rauch heraus und umhüllten den Jäger und gaben der gesamten Gestalt ein furchteinflößendes Aussehen. Afra beobachtete den Jäger genau. Sie nahm alles in sich auf. In der linken Hand hatte der Jäger eine Art Schwert mit doppelter Klinge. Der Griff war etwa in der Mitte und die Klinge war gegenläufig geschliffen. Afra war sich sicher, dass der Jäger vor ihr mit dieser Waffe hervorragend umgehen konnte. Ihre Augen beobachteten die Art und Weise wie die Waffe gehalten wurde. Noch konnte sie nicht erkennen dass die Faust sich fest um den Knauf spannte. Also war ein Angriff nicht unmittelbar zu erwarten. Die rechte Hand stützte sich an der Höhlenwand ab. Die Klaue die sich immer dann zeigte wenn der Jäger seine Faust spannte und die das Gift in sich trug scharrte nervös am Stein. Diese Beobachtungen waren für Afra ein Zeichen, dass der Jäger gar nicht so sicher war wie er gerne wirken würde und genau das machte ihn auch so unberechenbar gefährlich.
"Du kennst mich?" Afras tiefe Stimme vibrierte leicht und während sie sprach löste sie die Lederbänder die ihren Umhang hielten. Langsam ließ sie den Mantel aus Bärenfell hinter sich zu Boden gleiten. Sofort sah sie wie der Kopf des Jägers aufgeregt auf und nieder wippte. Seine Augen suchten Afra nach Waffen ab. Der Jäger konnte keine Waffen entdecken und beruhigte sich wieder. Selbstsicher reckte er sich auf.
"Du bist Afra, die letzte der Tharareb," blubberte er los, "du trägst keine Waffen."
"Warum sollte ich," Afra wollte den Jäger zu irgendeiner Reaktion drängen.
"Ich habe nicht eine feige Kröte erwartet die sich hinter den Waffen ihrer Freunde versteckt," gluckste und blubberte der Jäger mit erhobener Stimme in den Raum.
"Wer bist du?" Afra lies sich nicht provozieren und hatte ihre Augen nur auf der Faust an der Waffe. Wenn die sich spannte würde der Jäger angreifen.
"Ich bin deine unheimliche Begegnung feige Tharareb, deine unheimliche und deine letzte Begegnung." Der Jäger machte einen weiteren Schritt auf Afra zu, stoppte aber seine Vorwärtsbewegung als Afra keine Anstalten machte die Distanz einzuhalten und ruhig stehen blieb.
"Man nennt mich SORAL, merke dir den Namen und preise ihn wenn du zu deinen Ahnen gehst. Ich habe schon deine Mutter getötet. Sie war genau so feige wie du."
"SORAL," wiederholte Afra in verdächtig monotoner Stimme. Das Blut schoss Afra durch den Körper und ihre Adern schwollen an. Unmerklich spannte sich alles in ihr. Hätte der Feuerjäger sie nur eine Spur besser gekannt hätte er jetzt gewarnt sein müssen. So aber fühlte er sich sicher und absolut Herr der Lage. Hinter sich hörte Afra Cindy niesen. Der Dampf aus dem Panzer des Jägers hatte sich in der Höhle ausgebreitet und der stechende Geruch drang in die Nasen der Freunde. Sie waren gezwungen das Schwefelgift einzuatmen. Das Niesen war für Afra ein Signal dafür, dass es nicht mehr lange dauern konnte bis die Freunde handlungsunfähig wurden. Dann passierte etwas was die Gefährten wieder zum Staunen brachte.
"SORAL," schnalzte Afra und mit einer Schnelligkeit die niemand dieser Frau zugetraut hätte, drehte sie sich um die eigene Achse und krachte mit ihrem Rücken in den Panzer des Jägers. Mit einer Scherenbewegung ergriff sie mit beiden Händen den Klauenarm und dann wirbelte sie mit Überschlag wieder zurück. er Angriff zwang den Jäger in die Knie und mit einem hässlich, krachendes Geräusch wurde der rechte Arm des Jägers aus dem Schultergelenk gedreht. Noch bevor der Jäger zu irgendeiner Reaktion fähig war löste sich Afra und hieb mit voller Wucht ihren Handballen auf die rechte Schulter. Der Panzer splitterte an dieser Stelle und die Wucht des Schlages zerschmetterte die rechte Schulter vollends. Der Jäger ging in die Knie und brüllte schmerzhaft auf.
"SORAL!" Afra sprach langsam und deutlich und als sich der Jäger wieder aufrichten wollte zog Afra ihr großes, schweres Messer vom Rücken, mit einem Satz war sie wieder direkt vor dem Jäger und führte ihr Messer mit voller Wucht von unten in die linke Achselhöhle. Das Messer durchbrach den Panzer der direkt in der Achsel sehr dünn war und blieb im linken Schultergelenk stecken. Afra stemmte einen Fuß auf die Bauchplatte und wuchtete sich wieder von dem Jäger weg. Mit seltsam erschlafften Armen stand der Jäger da und schaute Afra mit weit aufgerissenen Augen an. Das Doppelklingenschwert entglitt seinem kraftlosen Arm und fiel polternd Afra vor die Füße. Afra lies ihre Augen nicht von dem Jäger und bückte sich schnell um das Schwert aufzuheben. Der Jäger aber war so überrascht dass er nicht eimal daran dachte sich jetzt noch mit seinen Füßen zu wehren. Der ganze Angriff von Afra hatte nicht einmal eine Minute gedauert und als Afra die Doppelklinge in der Hand hielt und geschickt um den Schwerpunkt kreisen ließ begriff der Jäger erst was da passiert war.
"Afra!" Seine Stimme war jetzt eher ein Krächzen und hörte sich überhaupt nicht mehr so höhnisch an. "Ich kann dir helfen!"
Afra wippte von einem Fuß auf den anderen und immer noch spielte sie mit der Klinge.
"Ich kann dir zeigen wo deine Schwester ist, ich kenne den Ort den die Tharareb die Ruhmeshalle nannten."
Afra ging langsam auf den Jäger zu. Ihre Faust hatte sich jetzt fest um den Griff des Schwertes geschlossen und der Jäger machte noch einen Versuch. "Afra du machst einen Fehler, niemand außer mir kann dir zeigen wo dieser Ort ist."
Afra verzog ihr Gesicht zu einem Grinsen: "SORAL," sagte sie gefährlich leise, "du warst wirklich eine unheimliche Begegnung für mich."
Mit voller Wucht rammte sie kraftvoll die Klinge in den Leib des Jägers. Mit einem Ruck zog sie die Klinge schnell wieder aus dem splitternden Panzer und während der Feuerjäger sterbend auf die Knie fiel wirbelte Afra noch einmal herum und rennte de Kopf vom Rumpf. Einige Sekunden verharrte Afra. Es dauerte nur eine kurze Zeitspanne bis Afra aus ihrer Starre erwachte und sich hastig zu den Freunden umdrehte. Diese schauten entgeistert auf die Szene und waren unfähig auch nur einen Ton zu sagen.
"Auf, auf," scheuchte Afra ihre Freunde aus der Lethargie, "raus hier, sichert die Umgebung. Wo einer ist, da ist auch ein Zweiter."
Jetzt kam plötzlich Leben in die Truppe. Cindy zog ihr Schwert und jagte aus der Höhle. Sirena packte ihren Bogen und legte einen Pfeil auf und folgte Cindy nach draußen. Als Ly ebenfalls nach draussen rennen wollte packte Afra sie am Arm und hielt sie zurück.
"Bleib und sichere unsere Pferde."
Als Afra nach draussen stürmte sah sie gerade noch wie Sirena ihren Bogen auf einen anrennenden Jäger anlegte. Mit einem lauten "Zongggg" schnellte der Pfeil von der Sehne und durchbrach mit einem lauten Krachen den Brustpanzer. Mitten im Lauf wurde der Jäger gestoppt und brach zusammen. Afra horchte auf und hörte hinter einem Felsen ein bekanntes Geschnatter. Sofort begaben sich Afra und Sirena dorthin und sahen wie Cindy sich gegen zwei Dravyn zur Wehr setzte. Gerade noch rechtzeitig duckte sich Cindy weg und der Angriff eines Dravyn ging ins Leere. Ohne Ziel konnte der Dravyn der Felswand nicht mehr ausweichen. Krachend flog der fliegende Gegner gegen den Felsen und fiel zu Boden. Cindy erkannte ihre Chance. Afra hatte den Freunden erklärt wo die Dravyn besonders schutzlos und verletzlich waren. Mit einem Satz war Cindy bei dem am Boden liegenden Dravyn und dann rammte sie ihr Schwert genau zwischen die beiden Schulterplatten. Mit einem kläglichen Krächzen hauchte die Dravyn ihr Leben aus. Die zweite Dravyn hatte ihre Kehre jetzt beendet und setzte zu einem erneuten Angriffsflug an. Wieder hörte Afra einen Pfeil von der Sehne springen und die Dravyn fiel kreischend vom Himmel. Cindy schnellte sofort an die Stelle hin und rammte auch dieser Dravyn ihr Schwert zwischen die Schulterblätter. Nach diesem letzten Splittern von Hornplatten folgte eine gespenstige Stille. Afra horchte in die Umgebung und nach einigen Minuten gab sie Entwarnung. Wir bleiben hier und warten auf Thukal entschied Afra.
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Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:27 pm

Dienstag 20. September 2011, 00:39 von Afra
Unheimliche Begegnung

Nach dem zweiten Lager waren die Freunde schon sehr früh aufgebrochen und machten sich jetzt an den Abstieg. An eine Unterhaltung war nicht zu denken. Der Wind pfiff der kriegerischen Truppe eiskalt um die Ohren und machte zwischen den Felsen einen höllischen Lärm. Um die Köpfe hatten sie sich zusätzliche Felle gewickelt und nur kleine Sehschlitze vor den Augen halfen auf dem rechten Weg zu bleiben. Ihr Ziel war das Vorgebirge auf der anderen Seite der Ebene. Nach einem beschwerlichen Marsch von etwa 3 Stunden hatte Afra die Truppe um sich versammelt und dann legte sie eine neue Marschroute fest. Die Morgendämmerung war nicht ungefährlich. Das war genau die Zeit in der die Dravyn bevorzugt angriffen und noch etwa eine Stunde und sie würden in Scharen den Rückzug antreten und ein Lager aufsuchen. Hier auf dem offen Pass war die Gefahr viel zu groß entdeckt zu werden. Afra erklärte den Freunden, dass sie jetzt vom üblichen Weg abweichen und einen zwar gefährlicheren Abstieg aber auch vor Entdeckung sicherer Weg nehmen würden. Für Thukal hatte sie jetzt auch klare Order. Thukal sollte sich zwischen den Felsen in der Luft aufhalten und eventuell heimfliegende Clans auf ihrem Weg in ihr Lager beobachten. Jetzt abseits vom Weg übernahm Afra die Führung.
Die Amazonen waren längst schon von ihren Pferden abgestiegen. An Reiten war jetzt nicht mehr zu denken. Die Pferde mussten geführt werden. Die Kriegerinnen hatten Mühe der sicher und schnell laufenden Afra zu folgen. Der Umweg den Afra gewählt hatte führte nicht immer nur talwärts. Zeitweise musste die Truppe auch einen beschwerlichen Anstieg bewältigen um dann wieder quer zu steilen Hängen vorsichtig zwischen losem Gestein einem Tal entgegen zu streben. Immer öfter musste Afra eine kleine Pause einlegen um die Freunde aufschließen zu lassen. Die Erschöpfung war allen anzusehen und Afra beschloss nach einem Lager Ausschau zu halten. Etwa eine Stunde von hier gab es ein kleines Höhlensystem. Afra kannte es. Auf der Jagd nach der entführten Janina hatte sie es kurzzeitig als Unterschlupf benutzt. Sie trieb ihre Freunde noch einmal an und machte ihnen Mut. Die Sonne hatte schon längst ihren Zenit überschritten als sie endlich die Höhlen erreichten. Afra trieb ihre Freunde in die schützenden Höhlen. Sirena hing mehr an ihrem Pferd und ließ sich von dem Tier in die Höhle ziehen. LyAvain stolperte erschöpft und völlig fertig ihr Pferd hinter sich her ziehend in die Höhle. Cindy lief mit hängendem Armen an Afra vorbei und zog sich die Schutzfelle vom Kopf.
Afra sah noch wie sich die Freunde hinten in der Höhle langsam zu Boden sinken ließen und dann betrat sie selbst die Höhle. Als sie mitten in der Höhle stand wusste sie plötzlich, dass sie in eine Falle gelaufen war. Sie blieb abrupt stehen und verharrte unbeweglich. Während sie sich das Fell von den Haaren zog legte sie einen Finger auf die Lippen und bedeutete den Freunden ganz still zu sein. Afra schloss die Augen um die Gefahr die sie gespürt hatte zu erfassen. Schlagartig verharrten die Freunde in ihren Stellungen und wagten sich nicht mehr zu rühren. Ihre Augen waren gebannt auf die große Frau in der Mitte der Höhle gerichtet die wie eine riesige Silhouette im Gegenlicht stand und vorsichtig ihre Bündel von den Schultern streifte und sie auf den Boden gleiten ließ. Nichts war mehr zu spüren von den Anstrengungen der letzten Stunden. Cindy und Sirena legten entschlossen ihre Hände auf die Knäufe ihrer Schwerter und warteten auf ein Zeichen von Afra. Ly zog mit einer unendlichen Geduld langsam und geräuschlos ihren Kurzspeer und legte ihn quer vor sich auf den Boden. Noch immer stand Afra mit geschlossenen Augen da. Sie spürte genau die Gefahr aber sie konnte sie noch nicht konkretisieren. Afra sog tief die Luft in die Lungen und versuchte sich an den seltsamen eigenartigen Geruch zu erinnern der unmerklich und noch unaufdringlich in der Luft lag. Es war ein Geruch der oft in stickigen Höhlen vorkam, leicht modrig hinzukam der Geruch der bei einem erlöschenden Feuer oft in der Luft lag. Verkohltes Holz hinterließ diesen stickigen rauchigen Geruch aber da war noch etwas was Afra besonders irritierte. Das was sie bis jetzt gerochen hatte war nicht ungewöhnlich in einer Höhle aber dieser saure Beigeschmack und dieser Geruch den Afra von den vulkanischen Aktivitäten während des Rituals kannte das war ungewöhnlich. In ihrem Kopf formte sich das Bild eines riesigen Schattens. Noch unwirklich, noch ohne eine feste Gestalt aber Afra spürte wie sich dieser Schatten sehr schnell näherte. Afras Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Die Freunde saßen immer noch hinten in der Höhle an der Wand auf dem Boden und wagten nicht sich zu bewegen. Sie beobachteten Afra und warteten darauf, dass Afra ihnen irgendein Zeichen gab. Diese aber verharrte immer noch unbeweglich und dann plötzlich öffnete Afra ihre Augen. Schlagartig traf sie die Erkenntnis. Jetzt wusste sie was da auf sie zukam und ihr Blut begann schneller zu pulsieren.
In der gleichen Sekunde in der Afra wusste was die Gefahr bedeutete verdunkelte sich der Eingang der Höhle. Afra brauchte sich nicht umzudrehen, sie spürte die Gestalt in ihrem Rücken und sie sah die entsetzten Gesichter ihrer Freunde. Die weit aufgerissenen Augen von Sirena spiegelten das ganze unheimliche Drama im Rücken von Afra wider. Die Gestalt im Eingang war riesig, etwas unförmig und bullig und musste etwas den Kopf einziehen um überhaupt durch den Eingang zu kommen. Noch immer hatte sich Afra nicht umgedreht und doch hatte sie diese mächtige, unförmige Gestalt genau vor ihrem geistigen Auge. Deutlich sah sie die dampfende Konturen und als sie diese Stimme hörte war sie sich absolut sicher.
"Hallo Afra!"
Die Sprache war so unklar und unwirklich wie die ganze Erscheinung. Es hörte sich an als käme die Stimme aus einem kochenden Wasserkessel. So blubbernd und guttural mit tiefem Bass fast ein Singen. Diese Stimme verfehlte nicht ihre Wirkung. Die Pferde drückten sich nervös zusammen und drängten sich tief in die Höhle. Das nervöse Schnauben machte deutlich, dass die Tiere eine Gefahr spürten. Noch immer hatte sich Afra nicht umgedreht. Als sie ihren Namen hörte beobachtete sie nur ihre Freunde. Cindy, Ly und Sirena waren langsam aufgestanden und beobachteten unsicher die Situation. Ihre Stellung war denkbar ungünstig. So konnten sie keine Hilfe für Afra sein und dass diese Gestalt dort es auf Afra abgesehen hatte war jetzt deutlich geworden. Afra selbst blieb ruhig. Äußerlich jedenfalls war ihr nichts anzumerken. Mit einer unmerklichen Handbewegung machte sie den Freunden klar, dass sie sich langsam auseinander bewegen sollten um nicht ein einfaches Ziel zu bieten. Langsam drehte sich Afra jetzt zu dem Feuerjäger um. Dort stand ein Feuerjäger im Höhleneingang. Größer und um einiges breiter als Afra schaute der Feuerjäger jetzt Afra in die Augen.
"Hallo Afra," wiederholte er und während er sprach bewegte er sich einen Schritt in die Höhle hinein und richtete sich auf. Jetzt erst konnte man die wahre Größe erkennen. Während er sich bewegte hörten die Freunde dieses schabende Geräusch das durch das Reiben der Hornplatten die den Jäger wie ein Panzer schützten verursacht wurde. Da wo die Platten sich überlagerten drang unaufhörlich Rauch heraus und umhüllten den Jäger und gaben der gesamten Gestalt ein furchteinflößendes Aussehen. Afra beobachtete den Jäger genau. Sie nahm alles in sich auf. In der linken Hand hatte der Jäger eine Art Schwert mit doppelter Klinge. Der Griff war etwa in der Mitte und die Klinge war gegenläufig geschliffen. Afra war sich sicher, dass der Jäger vor ihr mit dieser Waffe hervorragend umgehen konnte. Ihre Augen beobachteten die Art und Weise wie die Waffe gehalten wurde. Noch konnte sie nicht erkennen dass die Faust sich fest um den Knauf spannte. Also war ein Angriff nicht unmittelbar zu erwarten. Die rechte Hand stützte sich an der Höhlenwand ab. Die Klaue die sich immer dann zeigte wenn der Jäger seine Faust spannte und die das Gift in sich trug scharrte nervös am Stein. Diese Beobachtungen waren für Afra ein Zeichen, dass der Jäger gar nicht so sicher war wie er gerne wirken würde und genau das machte ihn auch so unberechenbar gefährlich.
"Du kennst mich?" Afras tiefe Stimme vibrierte leicht und während sie sprach löste sie die Lederbänder die ihren Umhang hielten. Langsam ließ sie den Mantel aus Bärenfell hinter sich zu Boden gleiten. Sofort sah sie wie der Kopf des Jägers aufgeregt auf und nieder wippte. Seine Augen suchten Afra nach Waffen ab. Der Jäger konnte keine Waffen entdecken und beruhigte sich wieder. Selbstsicher reckte er sich auf.
"Du bist Afra, die letzte der Tharareb," blubberte er los, "du trägst keine Waffen."
"Warum sollte ich," Afra wollte den Jäger zu irgendeiner Reaktion drängen.
"Ich habe nicht eine feige Kröte erwartet die sich hinter den Waffen ihrer Freunde versteckt," gluckste und blubberte der Jäger mit erhobener Stimme in den Raum.
"Wer bist du?" Afra lies sich nicht provozieren und hatte ihre Augen nur auf der Faust an der Waffe. Wenn die sich spannte würde der Jäger angreifen.
"Ich bin deine unheimliche Begegnung feige Tharareb, deine unheimliche und deine letzte Begegnung." Der Jäger machte einen weiteren Schritt auf Afra zu, stoppte aber seine Vorwärtsbewegung als Afra keine Anstalten machte die Distanz einzuhalten und ruhig stehen blieb.
"Man nennt mich SORAL, merke dir den Namen und preise ihn wenn du zu deinen Ahnen gehst. Ich habe schon deine Mutter getötet. Sie war genau so feige wie du."
"SORAL," wiederholte Afra mit verdächtig monotoner Stimme. Das Blut schoss Afra durch den Körper und ihre Adern schwollen an. Unmerklich spannte sich alles in ihr. Hätte der Feuerjäger sie nur eine Spur besser gekannt hätte er jetzt gewarnt sein müssen. So aber fühlte er sich sicher und absolut Herr der Lage. Hinter sich hörte Afra Cindy niesen. Der Dampf aus dem Panzer des Jägers hatte sich in der Höhle ausgebreitet und der stechende Geruch drang in die Nasen der Freunde. Sie waren gezwungen das Schwefelgift einzuatmen. Das Niesen war für Afra ein Signal dafür, dass es nicht mehr lange dauern konnte bis die Freunde handlungsunfähig wurden. Dann passierte etwas was die Gefährten wieder zum Staunen brachte.
"SORAL," schnalzte Afra und mit einer Schnelligkeit die niemand dieser Frau zugetraut hätte, drehte sie sich um die eigene Achse und krachte mit ihrem Rücken in den Panzer des Jägers. Mit einer Scherenbewegung ergriff sie mit beiden Händen den Klauenarm und dann wirbelte sie mit einem Überschlag wieder zurück. Der Angriff zwang den Jäger in die Knie und mit einem hässlich krachendem Geräusch wurde der rechte Arm des Jägers aus dem Schultergelenk gedreht. Noch bevor der Jäger zu irgendeiner Reaktion fähig war löste sich Afra und hieb mit voller Wucht ihren Handballen auf die rechte Schulter. Der Panzer splitterte an dieser Stelle und die Wucht des Schlages zerschmetterte die rechte Schulter vollends. Der Jäger ging in die Knie und brüllte schmerzhaft auf.
"SORAL!" Afra sprach langsam und deutlich und als sich der Jäger wieder aufrichten wollte zog Afra ihr großes, schweres Messer vom Rücken. Mit einem Satz war sie wieder direkt vor dem Jäger und führte ihr Messer mit voller Wucht von unten in die linke Achselhöhle. Das Messer durchbrach den Panzer der direkt in der Achsel sehr dünn war und blieb im linken Schultergelenk stecken. Afra stemmte einen Fuß auf die Bauchplatte und wuchtete sich wieder von dem Jäger weg. Mit seltsam erschlafften Armen stand der Jäger da und schaute Afra mit weit aufgerissenen Augen an. Das Doppelklingenschwert entglitt seinem kraftlosen Arm und fiel polternd Afra vor die Füße. Afra lies ihre Augen nicht von dem Jäger und bückte sich schnell um das Schwert aufzuheben. Der Jäger aber war so überrascht dass er nicht eimal daran dachte sich jetzt noch mit seinen Füßen zu wehren. Der ganze Angriff von Afra hatte nicht einmal eine Minute gedauert und als Afra die Doppelklinge in der Hand hielt und geschickt um den Schwerpunkt kreisen ließ begriff der Jäger erst was da passiert war.
"Afra!" Seine Stimme war jetzt eher ein Krächzen und hörte sich überhaupt nicht mehr so höhnisch an. "Ich kann dir helfen!"
Afra wippte von einem Fuß auf den anderen und immer noch spielte sie mit der Klinge.
"Ich kann dir zeigen wo deine Schwester ist, ich kenne den Ort den die Tharareb die Ruhmeshalle nannten."
Afra ging langsam auf den Jäger zu. Ihre Faust hatte sich jetzt fest um den Griff des Schwertes geschlossen und der Jäger machte noch einen Versuch. "Afra du machst einen Fehler, niemand außer mir kann dir zeigen wo dieser Ort ist."
Afra verzog ihr Gesicht zu einem Grinsen: "SORAL," sagte sie gefährlich leise, "du warst wirklich eine unheimliche Begegnung für mich."
Mit voller Wucht rammte sie kraftvoll die Klinge in den Leib des Jägers. Mit einem Ruck zog sie die Klinge schnell wieder aus dem brechenden Panzer und während der Feuerjäger sterbend auf die Knie fiel wirbelte Afra noch einmal herum und trennte den Kopf vom Rumpf. Einige Sekunden verharrte Afra. Es dauerte nur eine kurze Zeitspanne bis Afra aus ihrer Starre erwachte und sich hastig zu den Freunden umdrehte. Diese schauten entgeistert auf die Szene und waren unfähig auch nur einen Ton zu sagen.
"Auf, auf," scheuchte Afra ihre Freunde aus der Lethargie, "raus hier, sichert die Umgebung. Wo einer ist, da ist auch ein Zweiter."
Jetzt kam plötzlich Leben in die Truppe. Cindy zog ihr Schwert und jagte aus der Höhle. Sirena packte ihren Bogen und legte einen Pfeil auf und folgte Cindy nach draußen. Als Ly ebenfalls nach draussen rennen wollte packte Afra sie am Arm und hielt sie zurück.
"Bleib und sichere unsere Pferde."
Als Afra nach draussen stürmte sah sie gerade noch wie Sirena ihren Bogen auf einen anrennenden Jäger anlegte. Mit einem lauten "Zongggg" schnellte der Pfeil von der Sehne und durchbrach mit einem lauten Krachen den Brustpanzer. Mitten im Lauf wurde der Jäger gestoppt und brach zusammen. Afra horchte auf und hörte hinter einem Felsen ein bekanntes Geschnatter. Sofort begaben sich Afra und Sirena dorthin und sahen wie Cindy sich gegen zwei Dravyn zur Wehr setzte. Gerade noch rechtzeitig duckte sich Cindy weg und der Angriff eines Dravyn ging ins Leere. Ohne Ziel konnte der Dravyn der Felswand nicht mehr ausweichen. Krachend flog der Gegner gegen den Felsen und fiel zu Boden. Cindy erkannte ihre Chance. Afra hatte den Freunden erklärt wo die Dravyn besonders schutzlos und verletzlich waren. Mit einem Satz war Cindy bei dem am Boden liegenden Dravyn und dann rammte sie ihr Schwert genau zwischen die beiden Schulterplatten. Mit einem kläglichen Krächzen hauchte die Dravyn ihr Leben aus. Die zweite Dravyn hatte ihre Kehre jetzt beendet und setzte zu einem erneuten Angriffsflug an. Wieder hörte Afra einen Pfeil von der Sehne springen und die Dravyn fiel kreischend vom Himmel. Cindy schnellte sofort an die Stelle hin und rammte auch dieser Dravyn ihr Schwert zwischen die Schulterblätter. Nach diesem letzten Splittern von Hornplatten folgte eine gespenstige Stille. Afra horchte in die Umgebung und nach einigen Minuten gab sie Entwarnung. Wir bleiben hier und warten auf Thukal entschied Afra.
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Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:27 pm

Dienstag 20. September 2011, 20:46 von Afra
Der Angriff


Als Thukal zurück kam war Afra gerade dabei die toten Jäger und Dravyn hinter einen Felsen zu ziehen. Afra wollte die Körper nicht offen herum liegen lassen um einer zufälligen Entdeckung aus der Luft nicht Vorschub zu leisten. Thukal landete neben Afra und starrte auf die leblosen Panzer. Minutenlang war Thukal nicht in der Lage etwas zu sagen. Afra lies die Freundin in Ruhe. Als Thukal aber wie ein Häuflein Elend sich in die Felsen zurück zog folgte Afra und setzte sich neben der Dravyn auf den Boden.
"Was ist mit dir? Was hast du?"
Thukal fiel es schwer zu sprechen und Afra konnte sehen wie ihre Freundin mehrmals würgte und sich verschämt wegdrehte. Afra konnte sich vorstellen was jetzt in Thukal vorging. Vom Krieg gegen das eigene Volk zu sprechen war eine Sache aber jetzt die toten Reste von Angehörigen zu sehen war eine andere. Der Anblick des kopflosen Jägers dessen Panzer an mehreren Stellen zertrümmert war war wirklich kein schöner Anblick und offenbarte die ganze Grausamkeit des Kampfes Mann gegen Mann. Für Afra bedeutete das nichts Besonderes. Bereits als kleines Kind musste sie sich gegen allerlei zufällig daher kommendes Gesindel wehren und stets war es ihr egal gewesen ob ihre Gegner schön oder grausam starben. Sie wollte überleben und dabei war ihr jedes Mittel recht. Wer Afra kannte der konnte sich vorstellen, dass diese Frau noch nie sehr filigran vorgegangen war. Thukal aber war noch nie in der Verlegenheit um das eigene Überleben kämpfen zu müssen. Noch nie hatte sie zerfetzte Körperteile hinterlassen oder auf einem Schlachtfeld gesehen. Ein einziges Mal hatte sie, besessen von Rachegedanken getötet und dabei jedes Gefühl ausgeschaltet. Der Tod von der schwarzen Janina war ein innerer Zwang gewesen. Rache. Jetzt sah sie die volle Grausamkeit eines Krieges und sah ihr eigenes Volk dort hinter den Felsen liegen. Der Tod hatte die Getöteten entstellt.
"Endet so mein Volk Afra?" Thukals Stimme war kaum zu vernehmen.
"Du oder sie meine Freundin. Sie werden sich solche Gedanken nicht machen und wenn sie dich getötet haben werden sie sich nicht einmal die Mühe machen dich vom Schlachtfeld zu ziehen und sicher irgendwo abzulegen. Deine Gebeine werden in der Sonne verbleichen und wilde Tiere werden sich von deinem Kadaver ernähren. Und denke immer daran, es sind durchgedrehte, habgierige Kreaturen die ohne Sinn nur töten wollen. Diese Dravyn haben nichts mehr gemein mit deinem Volk."
Afra hatte eine Hand auf den Rücken von Thukal gelegt und klopfte jetzt beruhigend auf den Rückenpanzer.
"Verstehst du jetzt warum ich dich nicht direkt in den Kämpfen dabei haben wollte? Aber ich brauche deine Hilfe, deine Unterstützung. Nicht immer wird es für uns so ausgehen wie das hier."
"Keine Sorge ich bin auf deiner Seite, ich werde meine Aufgabe erfüllen. Es war nur eine momentane Schwäche." Thukal blies geräuschvoll die Luft aus der Nase und richtete sich etwas auf. "Mir geht es schon wieder besser Afra."
"Was hast du gesehen?" wollte Afra wissen und kam so wieder auf das eigentliche Ziel zu sprechen.
"Wenn wir langsam weitergehen werden wir wohl kaum noch Kampfhandlungen erleben. Ich habe beobachtet wie zwei große Clans sich gegenseitig abgeschlachtet haben. Nur wenige sind da entkommen. Sie dezimieren sich von Tag zu Tag mehr und vernichten sich selbst. Sie sind überhaupt nicht mehr in der Lage strukturiert zu denken und eine Ordnung zu organisieren. Ich habe ein Lager entdeckt. Du kannst es von hier aus sehen. Es liegt etwa einen Tagesmarsch von hier in einem Talkessel. Wir können bis auf wenige hundert Meter an das Lager heran. Dort gibt es einen kleinen Wald der uns genügend Deckung geben wird. Ich schätze dort wird sich der größte Clan aufhalten. Ungefähr 20 bis 30 Dravyn waren es heute Nacht noch. Wie viele es morgen früh noch sein werden kann man nie sagen."
Afra überlegte und schaute in die Richtung die Thukal angab.
"Bevor wir aufbrachen hast du davon gesprochen, dass es kaum mehr als Hundert Dravyn sind die da noch aktiv sind. Unsere Chancen wieder nach Hause zu kommen erhöhen sich von Tag zu Tag."
"Von Stunde zu Stunde, " unterbrach Thukal, "du darfst die Feuerjäger nicht vergessen die sich auch am Tag bekämpfen. Hast du unsere Chancen nach Hause zu kommen nicht hoch eingeschätzt?"
"Nein, ehrlich gesagt, ich hatte mit einer sehr geringen Chance gerechnet. Ich habe mich darauf vorbereitet zu sterben mir aber vorgenommen Amazonien bis zum letzten Blutstropfen zu dienen."
"Und die Freunde Afra, hast du denen auch gesagt, dass sie ihre Heimat nicht mehr sehen werden?"
"Warum?" Afra lachte bitter vor sich hin. "So lange es noch einen Funken Hoffnung gibt spricht man nicht vom Tod. Aber was soll das Gequatsche, es geht hier nicht um uns Thukal."
"Doch Afra, " widersprach Thukal, " es geht sehr wohl um uns, du musst das Ganze sehen Afra. Wir sind hier weil wir eine der vielen Gefahren von Amazonien abwenden wollen. Wir wollen das und gehen dabei ein hohes Risiko ein weil wir in diesem Amazonien leben wollen. Ohne die Hoffnung auf eine Rückkehr in unser gelobtes Land macht dieser Krieg keinen Sinn."
"Was für ein kluges Kerlchen du doch bist," grinste Afra, "du hast recht, auch ich habe zu Hause noch eine Aufgabe für die es sich lohnt zurück zu kehren."
"Janina?"
"Ja, besonders Janina aber da gibt es noch mehr."
Thukal und Afra saßen noch eine Weile still neben einander. Jede in die eigenen Gedanken versunken, eigene Träume und eigene Welten und doch waren sie tief miteinander verbunden.
"Komm lass uns zu den anderen gehen," Afra stand auf, "du wirst Ly genauestens instruieren welchen Weg wir morgen einschlagen müssen um ungesehen an das Lager heran zu kommen. Wir werden am Tag marschieren und uns in der Nacht verstecken und am Tag darauf dann zuschlagen."

Thukal und Ly waren weit voraus und achteten als Spähervorhut darauf dass die Freunde nicht unerwartet in eine Falle liefen.
Afra war auf dem Weg sehr schweigsam und hatte sich etwas zurückfallen lassen. Cindy und Sirena unterhielten sich eifrig über den neuen Bogen. Manchmal hielten sie an und Cindy testete unter Anleitung von Sirena wie der Pfeil abgeschossen werden kann ohne sich selbst zu verletzten. Afra gefielen diese Unterbrechungen überhaupt nicht und sie war richtig erleichtert als sie endlich die Ebene hinter sich hatten und in ein Waldstück eindringen konnten. Jetzt erst fühlte sie sich sicherer. Als die Truppe um einen Felsen bog sahen sie LyAvain auf einem Stein sitzen. Sie empfing die Freunde und erklärte ihnen, dass sie hier rechts den Hügel hoch müssten. Ly hatte sich keinen einfachen Weg ausgesucht. Das Unterholz war sehr dicht und nach einer beschwerlichen halben Stunde öffnete sich plötzlich der Wald und eine kleine Wiese war zu sehen. Thukal war schon da und hatte das Lager gerichtet. Afra war zufrieden. Ly hatte den Platz sehr geschickt gewählt. Im Rücken hatten sie eine kleine Felswand die Schutz bot. Um die kleine Lichtung war dichter Wald der einen zufälligen Angriffsflug unmöglich machte. Ly hatte ihrer Kaste alle Ehre gemacht. Jetzt trat sie neben Afra.
"Das Lager der Dravyn liegt dort hinter zwei Hügel. Sie können uns hier nicht hören aber wie können sie sehr gut beobachten." Ly hatte trotz der Entfernung zu den Dravyn mit gedämpfter Stimme gesprochen. Afra zog die Augenbrauen nach oben und zeigte sich sehr interessiert.
"Ich habe mir gedacht, dass dich das gleich interessieren würde," sagte Ly, komm ich zeig dir was.
Afra winkte Cindy und Sirena herbei. Sie sollten mitgehen und sich mit der Umgebung vertraut machen. Thukal blieb im Lager und übernahm die Wache. Ly führte die Freunde durch den Wald und je näher sie dem Lager kamen desto langsamer und geduckter schlichen sie durch das Unterholz. Dann führte Ly die Freunde zwischen zwei Felsen auf eine kleine Anhöhe und legte sich flach auf den Boden. Afra und die beiden anderen machten es Ly nach und robbten vorsichtig nach vorne. Es war ein beeindruckender Anblick. Dort unten waren die Dravyn. Dicht an dicht gedrängt wie eine Herde Krabbeltiere. Über den Körpern hatte sich eine Dunstwolke gebildet. Die Dravyn erzeugten, wenn sie so dicht aneinander gedrängt waren eine enorme Wärme. Diese Wärme war für die Dravyn eine Art Droge. Die Gemeinschaftswärme löste bei den Dravyn so was ähnliches wie Glücksharmonie aus. Das war für die Dravyn der Ersatz für die schlaflose Zeit. So erholten sie sich und tankten Kraft für ihre nächtlichen Streifzüge. Afra hatte vor, den Dravyn morgen über Tag eine Überdosis dieser Hitze zu verpassen damit sie trunken vor Freude lange am Boden blieben. Ly zupfte Afra am Rock und deutete stumm auf einen kleinen Felsen oberhalb des Talkessels. Afra sah dort eine Dravyn sitzen. Die Wache. Afra hatte zwar mit einer Wache gerechnet, fluchte jetzt aber doch still vor sich hin. Diese Wache wird ein Problem darstellen und musste als erstes geräuschlos ausgeschaltet werden. Ly hob ohne ein Wort zu sagen ihre Hand und streckte zwei Finger in die Luft. Sie zeigte auf eine Stelle weiter hinten und die Freunde sahen eine zweite Wache sitzen.
"Das wird problematisch," flüsterte Cindy, "wenn die einen Mucks von sich geben wird es heiß für uns."
Sirena nahm mit Daumen und Zeigefinger Maß und schätzte die Entfernung ab. "Einen kann ich von hier aus wegpusten," flüsterte sie.
Afra schüttelte den Kopf: "Deinen Bogen kannst du vergessen, den hört man bis nach Amazonien, das müssen wir anders machen."
Auf dem Bauch liegend robbten die Freunde rückwärts bis sie sich gefahrlos aufrichten konnten. Auf dem Rückweg zum Lager hatte sich Afra schon eine Strategie zurechtgelegt. Afra rief die die Freunde zur Beratung zusammen.
"Wir warten die Dunkelheit ab und erst wenn die Dravyn ihre nächtlichen Streifzüge angetreten haben werden wir unsere Feuersäckchen richten. Morgen früh, unmittelbar wenn die Biester zurückkehren werden wir aufbrechen und genau dort wo wir eben waren Stellung beziehen.
Du Ly, und du Sirena, ihr beide werdet die Wachen ausschalten. Cindy und ich decken euch den Rücken und Thukal hält sich bereit um sofort auf mein Zeichen über das Lager zu fliegen und du Sirena wirst den Feuerpfeil in die Staubwolke schießen. Direkt nach der Verpuffung werden wir von unseren Standorten sofort in das Lager stürmen und mit dem Kampf beginnen. Denkt daran, es wird sehr heiß sein … und vielleicht noch heißer werden."
Als Afra ihre Ausführungen beendet hatte herrschte Schweigen. Cindy schien sich sichtlich nicht wohl zu fühlen und brachte sich selbst ins Spiel.
"Meinst du nicht, dass besser ich an Stelle von Sirena gehen sollte. Immerhin bin ich etwas geübter in solchen Sachen und Sirena doch etwas aus der Übung"
Afra schaute Cindy lange an. "Sicher Cindy, können wir machen. Du erledigst die Wachen und wenn zufällig ein Jäger auftaucht dann lässt du die Wache stehen und rennst zu mir um mich zu unterstützen. Sirena wird dann von hier aus mit ihrem Bogen die Wache erledigen. Dann aber braucht Thukal erst gar nicht in die Luft gehen. Dieser Krach wird auch den dämlichsten Dravyn aktiv machen."
"Ist ja schon gut," maulte Cindy
In dieser Nacht war an Schlaf nicht zu denken. Kaum war die Dunkelheit hereingebrochen war ein ohrenbetäubendes Geflatter hinter den Hügel zu hören. Die Dravyn starteten zu ihren Raubzügen und als sich der Flügelschlag in der Ferne verloren hatte machten sich die Freunde daran die Feuersäckchen zu richten. Fieberhaft arbeiteten die Freunde bis in die Morgendämmerung. Thukal gab von seiner Stelle ein Zeichen und die Freunde richteten ihre Waffen. Jede legte noch einmal Hand an sich selbst und zum hundertsten Male wurde der richtige Sitz und das geschmeidige Ziehen geübt. Lautes Geflatter kündigte die Rückkehr der Dravyn an und die Amazonen schlugen sich in das Unterholz. Sie erreichten ihre Beobachtungsstelle gerade in dem Moment wo zwei der Dravyn sich auf den Weg zu ihrem Wachposten machten. Unten im Kessel war ein Scharren und Geschnatter. Lautes Gegluckse zeugte von einem erfolgreichen Raubzug. Afra schätzte die Zahl der Dravyn auf etwa zwanzig. Sie zog Ly und Sirena zu sich heran.
"Denkt daran, möglichst gleichzeitig zu zuschlagen, viel Glück, Pallas sei mit euch."
Ly verabschiedete sich von jedem Einzelnen und zog sich zurück. Sirena schickte ein Gebet zum Himmel und machte sich auf den Weg. Bevor sie richtig verschwinden konnte hielt Cindy sie am Arm fest.
"Ich wünsche dir viel Glück," sagte sie und drückte Sirena die Hand, "pass auf dich auf, du musst mir nichts beweisen, ich will dich heute Abend wieder sehen." Mit einem aufmunternden Händedruck verabschiedete Cindy ihre Schwester.
Afra schaute den Beiden nach und Cindy flüsterte zu Afra: "ich hoffe du weißt was du da tust …"
Afra antwortete nicht und schaute angestrengt auf den Punkt wo recht bald Ly auftauchen musste.

Ly und Sirena schlichen ein kurzes Stück gemeinsam durch den Wald um in den Rücken der Wachen zu kommen. Unterwegs vereinbarten sie ein Zeichen das sie sich geben würden um gemeinsam gleichzeitig anzugreifen. Dann nahmen sich beide noch einmal in den Arm jede wünschte der anderen Glück und dann trennten sich die Wege.
Ly verschwand vollends am Boden und nichts mehr war von ihr zu sehen. Langsam, unendlich langsam schob sie sich Zentimeter für Zentimeter die Anhöhe hinauf. Ly musste lange unentdeckt bleiben. Sie musste warten bis Sirena auch in ihrer Stellung war. Immer weiter schob sich Ly den Hügel hinauf und konnte jetzt schon den Rücken der Dravyn vor sich sehen der sich klar gegen die Morgensonne abzeichnete. Fasziniert starrte Ly auf die Schulterpanzer und auf die Stelle wo sie in wenigen Minuten ihren Speer hinein stoßen sollte. Jetzt wo sie dieses Ziel so nahe vor sich sah schossen ihr die schlimmsten Gedanken durch den Kopf. Dort drüben lagen ihre Freunde auf der Lauer und sie verließen sich darauf, dass sie alles richtig machte. Ly legte ihre Handflächen flach ins Gras und wischte sie trocken. Immer wieder schaute sie aufgeregt auf den Hügel auf der anderen Seite aber noch war von Sirena nichts zu sehen. "Pallas, wo bleibt sie denn," schoss es Ly durch den Kopf, "was mache ich wenn sie nicht kommt oder wenn sie entdeckt wird?" Ly wurde immer nervöser und sie wünschte sich, sie hätte die Nerven von Afra. "Afra hat mich ausgesucht und sie verlässt sich auf mich." Immer wieder musste sich Ly selbst Mut zu sprechen. Dann endlich sah sie den Schatten von Sirena auf der anderen Seite auftauchen.
Sirena war zunächst im Wald weitergegangen und wollte dann direkt im Rücken der Wache den Hügel hoch schleichen. Auf halbem Weg und schon fast aus dem Wald heraus merkte sie, dass ihr Weg viel zu übersichtlich war. Die andere Wache brauchte nur einmal zufällig den Kopf zu drehen und schon war sie entdeckt. Sirena war schon nervös genug. Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Cindy hatte ja schon recht gehabt. Als Hofdame war sie mit dem Handwerk der Krieger nicht mehr so vertraut. Aber es war ein sehr gutes Gefühl die Waffen zu tragen und dass Afra sie hier her geschickt hatte hatte sie stolz gemacht. Sie betete zu Pallas dass sie die Freunde die dort warteten nicht enttäuschen würde. Schweiß brach aus und ihre Handflächen wurden nass. Nervös wischte sie sich die Hände an ihrer Kleidung ab und zog sich wieder in den Wald zurück. Sirena entschied sich dafür einen Bogen zu schlagen. Um die Zeit wieder aufzuholen die durch den Umweg Verzug brachte rannte Sirena durch den Wald um eine Stele zu erreichen von wo sie den Hügel anschleichen konnte. Zuerst geduckt kroch sie durch das Gras und als die Silhouette der Dravyn vor ihr auftauchte legte sie sich flach in das Gras. Die Nässe drang durch ihre Kleidung und ließ Sirena sich fröstelnd schütteln. Einige Sekunden brauchte die Kriegerin um sich daran zu gewöhnen. Dann fasste sie sich allen Mut zusammen und zog sich auf den Ellbogen Stück für Stück in den Rücken der Wache. Nervös schaute sie auf den Hügel auf ihrer rechten Seite. Ly war nicht zu sehen. Sirena wurde unsicher. Sie war jetzt so nahe an der Wache und ihr Herz drohte ihr aus dem Hals zu springen. Ly musste doch da sein, Ly wollte doch das Zeichen geben. "Pallas lass Ly da sein," betete sie und als sie Ly plötzlich aus dem Gras auftauchen sah und beide Hände wie ein Kreuz vor sich hielt gab es für Sirena kein Halten mehr. Die Kriegerin richtete sich auf, ihre Augen waren wie gebannt auf den einen Punkt zwischen den Schulterplatten gerichtet. Jetzt erst, mitten im Aufrichten zog sie ihr Schwert, ihre Faust umschloss den Knauf und kraftvoll rammte sie Schwert in den Rücken der Wache. Nur ein leises Röcheln war zu hören und die Dravyn brach tot zusammen. Sirena versuchte den Fall zu mindern damit die Dravyn keinen Krach machte. sie fing den Körper auf und zog ihn sofort ein Stück den Hügel hinunter dann schaute sie gebannt zu Ly hinüber.
Ly hatte endlich Sirena entdeckt und atmete tief durch. "Mein Leben für Amazonien," dachte sie und richtete sich auf. Sie drehte sich zu Sirena und legte ihre Arme über Kreuz. Das Zeichen zum Angriff. Ly zog ohne ein Geräusch von sich zu geben ihren Speer nahm ihn beherzt mit beiden Händen und hämmerte ihn mit voller Wucht in den Rücken. Es war nur ein Geräusch zu hören als würde heißer Dampf aus einem Kessel entweichen und die Dravyn brach tot zusammen. Ein schneller Blick zum anderen Hügel überzeugten Ly, dass auch Sirena zugeschlagen hatte. Die Wachen waren ausgeschaltet und bevor Ly ihren Speer über den Kopf legt um Afra das Zeichen zu geben wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Jetzt gab es kein zurück mehr. Dann gab sie Afra das Zeichen.
Afra sah Ly dort drüben auf dem Hügel und da sie nicht richtig sehen konnte ob auch Sirena erfolgreich war wartete sie auf ein Zeichen. Als sie Ly sah, aufrecht stehend und den Speer quer über dem Kopf stand Afra auf und befahl Thukal in die Luft.
Cindy richtete sich auch auf und Afra reichte ihr die Hand.
"Es geht los Cindy, wir sehen uns entweder bei HEL oder bei Pallas in Amazonien."
Die beiden hielten sich schweigend an der Hand und warteten auf den Feuerpfeil den Sirena abschießen wollte. Über ihnen war der Flügelschlag von Thukal zu hören.
Jetzt gab es kein Zurück mehr
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Beitrag von SandyLee Di Jan 26, 2021 4:28 pm

Donnerstag 22. September 2011, 16:00 von Afra
Tränke die Erde mit ihrem Blut

Was jetzt kam überraschte selbst Afra die Kampferprobte. Mit zum Zerreißen angespannten Muskeln stand Afra auf der kleinen Anhöhe und verfolgte den Flug von Thukal. Immer wieder wechselten ihre Blicke von Thukal zu den Dravyn und dann wieder zu dem hinteren Hügel wo Sirena stand. Von dort sollte das Feuer abgeschossen werden. Unerträglich lange Sekunden. Alles hing davon ab wie gut Afras Plan funktionierte. Im Geiste kontrollierte Afra sich selbst noch einmal. War die Mischung aus Mehl, Eisen- und Holzstaub richtig zusammen gesetzt? Sie hatte das kennen gelernt als sie auf der Suche nach Janina war. Die Herodes hatten diesen Trick benutzt um Menschen zu beeindrucken und um sie zu verwirren. Genau das gleiche Gemisch wurde mit Blasrohren auf einen Punkt geschossen und ein anderer zündete das Gemisch mit einem kleinen Feuerpfeil. Die Verpuffung war besser als jeder Schamanenzauber und die Menschen immer sehr beeindruckt. Die Verwirrung hatten dann die Herodes ausgenutzt um Kinder zu rauben und zu verschwinden. Afra hatte einfach mal so geschätzt was man an Menge so zusammenstellen müsste um so ein kleines Tal mit Feuer und Rauch zu füllen. Ausprobiert hatte sie es vorher noch nie. Jetzt, während ihre Augen Thukal verfolgten betete sie, dass sie alles richtig gemacht hatte. Die Unruhe, die unten bei den Dravyn entstanden war waren ihr nicht entgangen. Ihren feinen Sensoren war mit Sicherheit nicht entgangen, dass ihnen Gefahr drohte. Daher kam es jetzt darauf an, dass alles sehr schnell ging. Afra konnte sich nur mit Mühe zurückhalten nicht schon jetzt los zu rennen. Cindy hielt sich an Afras Arm fest. Ihre Hand hatte sich fest um den von Afra gekrallt damit sie sofort und beide gleichzeitig los stürmen würden. Warum flog Thukal heute so langsam? Afra fluchte in sich hinein. Endlich, Afra hatte das Gefühl als wären Stunden vergangen, füllte sich die Luft über dem Tal mit einem gräulichen Nebel der langsam herabregnete und sich schnell verbreitete. Immer dichter wurde der Nebel und Afra konnte erkennen wie auf dem anderen Hügel ein Feuer aufblitzte. Sirena hatte den Feuerpfeil gezündet. "Schieß, schieß, schieß doch endlich," Afra fluchte und verfluchte die Tatsache dass sie untätig warten musste. Sie war es nicht gewohnt im Verbund mit anderen zu kämpfen. Ihre Probleme hatte sie stets alleine gelöst. Jetzt war sie auch darauf angewiesen, dass ihre Freunde präzise und perfekt funktionierten. Alles musste jetzt so klappen wie abgesprochen. Das Feuer und die sich ausbreitende Hitze würden die Dravyn für eine kurze Zeit in eine Art Traumzustand versetzen. Das gemeinsame Glücksgefühl war wie eine Droge für die Dravyn. Diese Traumphase sollte auch gleichzeitig die Todesphase für die meisten dort unten werden. Gestern Abend noch hatten die Freunde die Waffen in das Gift getaucht das sie von yve bekommen hatten. Auch wenn ein Hieb oder ein Stich nicht sofort tödlich war würde das Gift dafür sorgen dass die getroffenen Dravyn kampfunfähig blieben und dann starben.
Wie ein Komet flog der Pfeil durch die Luft und zog auf dem Weg durch den Nebel einen Feuerschweif hinter sich her. Afra konnte sich nur kurz an dem Lichterspiel erfreuen. Das Feuer ließ das Gemisch über dem Tal in allen Farben leuchten. Erst gab es einen bläulich schimmernden Streifen der sich aber schnell weiter ausbreitete und in ein sanftes Rot überging. Hier und da gab es ein paar Funken die gelbrot wie Sterne in das Tal regneten.
Plötzlich hieb eine mächtige Faust in Afras Magen. Afra konnte noch den lauten Knall und einen gewaltigen Donnerschlag vernehmen. Dann aber war sie plötzlich taub und blind. Eine grelle Stichflamme schoss in den Himmel und eine heiße Wand traf Afra mit voller Wucht. Wie eine Feder wurde die große, schwere Frau angehoben und nach hinten geschleudert. Instinktiv versuchte sich Afra noch an Cindy fest zuhalten aber da war keine Cindy mehr. Afra krachte mit dem Rücken an eine Felswand und schlug mit dem Kopf auf. Noch bevor sie das Bewusstsein verlor spürte sie wie Cindy an ihre Brust flog. Es musste Cindy gewesen sein denn außer ihr war ja niemand mit Afra auf der Plattform gewesen.

Cindy hatte großes Glück. Sie krachte genau in den Körper von Afra. Die Knochenverzierungen an ihrem Gürtel drangen in die Oberschenkel von Afra ein und schlitzen sie auf, mit ihrem Kopf schlug sie gegen die Wangen von Afra und dann rutschte sie zu Boden. Cindy war taub. Sie konnte keine Geräusche wahrnehmen. Wie betrunken torkelte sie auf und sah erschrocken zu Afra die da seltsam verkrümmt am Boden lag. Nur kurz war sie hin und her gerissen was sie denn jetzt tun sollte. Afra hier einfach liegen zu lassen widerstrebte ihr aber dort hinten irgendwo waren jetzt bestimmt ihre Freundinnen die dringend ihre Hilfe brauchten. Jetzt zeigten sich Cindys Fähigkeiten als Kriegerin. Das Kriegsziel hatte oberste Priorität. Kurz orientierte sich Cindy in welche Richtung sie laufen musste dann rannte sie los. Als sie das Tal erreichte schlug ihr eine ungeheuerliche Hitze entgegen. Überall war Rauch und Qualm und es stank fürchterlich nach verbranntem Fleisch und Horn. Cindy rief nach Ly und Sirena weil sie in diesem Rauch nichts erkennen konnte. Sie konnte nicht einmal ihre eigene Stimme hören. Als der Boden unter ihren Füßen in Bewegung kam wurde Cindy erst bewusst, dass sie auf dem Rücken einer Dravyn stand und sofort stach sie instinktiv zu. Als ihre Gedanken immer klarer wurden hüpfte sie so gut sie konnte von Panzerrücken zu Panzerrücken und stach zu.

Ly wurde, obwohl sie sich geschickt hinter den Felsen geduckt hatte, ebenfalls von der Druckwelle erfasst und den Abhang hinunter geschleudert. Zum Glück, denn die Feuerwalze war den Hügel hochgeschossen und hatte um den Felsen und alles in der Nähe niedergebrannt. Ly schlug sich gegen den Kopf als sie dort unten im Gras zum liegen kam. Sie hatte ein taubes Gefühl und der Rauch der überall war trieb ihr das Wasser in die Augen. "Das also ist Krieg," schoss es ihr durch den Kopf und nur kurz kam leichte Panik auf. Schnell aber besann sich Ly, dass sie hier nicht alleine war und ihre Freunde sie jetzt dringend brauchten. Während sie den Hügel hinauf stolperte versuchte sie sich das Wasser aus den Augen zu wischen. Oben angekommen orientierte sie sich kurz. Sie schaute hinüber zu dem Hügel wo vorhin noch Sirena zu sehen gewesen war. Nichts war von der Kriegerin zu sehen. Auch drüben auf der anderen Seite wo Afra und Cindy ihre Positionen hatten war nichts zu sehen außer verbranntes Gebüsch. In den Baumwipfeln dort brannten die Feuer. Ly wollte den Hügel hinunter rennen, so war es vereinbart, und prallte gegen eine Dravyn. Die war von der Wucht bis hier nach oben geschleudert worden. Sie drehte sich im Kreis und ihr Mund war weit aufgerissen. Ly konnte das Gebrüllt nur ganz gedämpft hören. Eine der Panzerplatten hing vom Rücken herunter und wurde nur noch von einem feinen Muskel gehalten. Die vordere Klaue war abgerissen und Ly stolperte darüber als sie rückwärts der wild drehenden Dravyn ausweichen wollte. Ein Würgen kam in Ly hoch als sie weitere zerfetzte Körperteile herumliegen sah aber sie hatte verdammt wenig Zeit und musste sich aufrappeln um nicht von der Dravyn erdrückt zu werden. Geschickt rannte sie um den Gegner herum und hüpfte auf den Rücken. Noch während sie ihren vergiftete Speer in die Dravyn hinein rammte erbrach sie sich. Als Späherin war sie nie in die Gelegenheit gekommen direkt an einer Schlacht teilzunehmen, zerfetzte und verunstaltete Körper waren ihr bisher erspart geblieben. Ihre Kämpfe hatte sie bisher immer von Frau zu Frau oder auch gegen einen Mann durchgestanden. Immer war es ein ehrenvoller Kampf gewesen und selbst dem Sterbenden hatte man Respekt gezollt. Das hier aber war scheußlicher Krieg. Angewidert sprang Ly vom Rücken der zusammengesunkenen Dravyn. Sie musste jetzt Kriegerin sein und ihren Freunden helfen.

Sirena hatte das meiste Glück von allen. Ihr Standort war nicht so dicht am Zentrum der Explosion. Die Druckwelle kam plötzlich und unerwartet. Sirena wurde leicht angehoben und ein paar Meter weiter auf den Boden geschleudert. Sie sah noch wie Thukal plötzlich die Richtung veränderte und wie ein Geschoß über ihren Kopf hinweg flog. Thukal wurde in die Bäume geschleudert. Sie hörte schon nicht mehr das Krachen der Äste als sie sich wieder aufrappelte. Das Feuer war bis kurz vor ihrem Standort gekommen und hatte alles was dazwischen war pulverisiert. Schwarzer Rauch wälzte sich Sirena entgegen als sie den Hügel hinunter rannte. Vorher hatte sie sich noch überzeugt, dass Ly ebenfalls unterwegs war. Da sie aber Ly nicht mehr sah nahm sie an, dass die Freundin schon längst im Kampf war. Ein ekelhafter Gestank von verbranntem Fleisch schlug Sirena entgegen und als sie auf die ersten Dravyn stieß hüpfte sie entschlossen auf deren Rücken. Wie in Trance stach sie zu. Zwei oder drei Mal hatte sie ihr Schwert in den Rücken einer Dravyn gestossen und gerade als sie wieder zustossen wollte wurde sie durch eine heftige Bewegung abgeschüttelt und fiel zu Boden. Glücklicher Weise war die Klaue der Dravyn neben ihr nach oben verrenkt sonst hätte sie wahrscheinlich jetzt eine lebensgefährliche Verletzung. Sie hieb mit dem Schwert der Dravyn auf den Kopf und gewann so Zeit um den Gegner herum zu rennen und wieder auf den Rücken zu kommen. Dieses Mal fand ihr Schwert das Ziel. Immer wieder schaute sie sich um und rief nach Afra, Ly und Cindy. Sirena hatte kein Mitleid mit den Dravyn. Sie selbst hatte bereits mehrere Male erleben können wie diese Bestien angreifen und wie grausam sie mit ihren Opfern umgingen. Es war eine Genugtuung für die Kriegerin es diesen Monstern jetzt heimzahlen zu können. Die Explosion hatte in ihrem Zentrum eine wahre Verwüstung hinterlassen. Die Dravyn waren auseinander geschleudert worden. Einige starben durch die Druckwelle noch an Ort und Stelle anderen wurden die Gliedmaßen verschmort und die Hornplatten verschmolzen. Sie starben den Feuertod. Das Feuer verbrannte die ungeschützten Körper. Mit hassverzerrtem Gesicht stach Sirena auf alles ein was sich bewegte.

Afra hatte keinen Schimmer davon wie lange sie ohne Bewusstsein gewesen war. Als sie die Augen aufschlug roch sie ihre verbrannten Haare und mit einem Ruck wollte sie auf die Beine kommen. Schmerzhaft knickte sie wieder ein. Afra fühlte einen stechenden Schmerz an ihren Oberschenkel und drückte mit der Hand dagegen. Als sie die Hand wieder wegzog war sie voller Blut. Das Blut wirkte auf Afra. sie betrachtete ihre Hände und war von einer Sekunde zur anderen plötzlich wieder völlig klar. Benommen rollte sie ihren Kopf über die Halswirbel. Dort hinten rann es warm ihren Rücken hinunter und Afra befühlte ihren Hinterkopf. Eine schmerzende und blutende Fleischwunde fühlte sie. Sie trat an den Rand des Hügels um sich zu orientieren.
"Baba Yoga, heiliger Schamanenfurz," zischte sie als sie sah was die Explosion angerichtet hatte. Einige der Dravyn waren bis hier her hoch geschleudert worden. Sie bewegten sich nicht mehr und schienen tot zu sein. Einigen fehlte der Rückenpanzer und bei anderen vermisste sie die gefährlichen Klauen. Überall waren Teile von Hornplatten verteilt und über dem Tal lag ein ekelhafter Gestank.
"Heiliger Schamanenfurz," rief Afra erstaunt, "was für ein Wumms!" Voller Freude schlug sie sich auf die Oberschenkel und zog gleich darauf von Schmerzen gepeinigt die Luft durch die Zähne. "Das wird uns keine glauben wenn wir das am Feuer erzählen," schrie sie und humpelte den Hügel hinab. Afra war vollkommen aus dem Häuschen über ihr gelungenes Experiment. "Vernichte sie, tränke die Erde mit ihrem Blut ….," dieser Satz hatte Atrista in ihren Kopf gehämmert und jetzt wurde er plötzlich so greifbar real. Afra stampfte durch verstümmelte und tote Dravyn. Das Schwert, welches sie sich von ihren Freunden ausgeliehen hatte, war nicht mehr in ihrem Gürtel. Sie musste es bei der Explosion verloren haben. Nur kurz bedauerte Afra den Verlust und begann sofort als sie auf die erste sich bewegende Dravyn traf mit ihren Händen und mit voller Kraft die Panzer zu zertrümmern. Afras Kraft reichte aus um einer Dravyn ohne mühe die Arme zu brechen und ihre Klauen funktionslos zu machen. Dann zertrümmerte sie den Schädel. Plötzlich tauchte vor Afra Cindy auf die gerade vom Rücken eines der Monster sprang und weiter eilen wollte. Als sie Afra sah erhellte sich ihr Gesicht. Dieser kurze Augenblick der Unachtsamkeit genügte und Cindy wurde von einer Dravyn von hinten getroffen. Die Wucht des Schlages lies Cindy taumeln. Glücklicher Weise hatte die Dravyn keine Klaue mehr aber der Rest des Horns hatte ausgereicht um Cindys Kleidung hinten aufzuschlitzen und ihr eine klaffende Schlitzwunde über den Rücken zu ziehen. Cindy rollte über den Boden. Gerade noch rechtzeitig denn plötzlich fiel eine Dravyn aus der Luft genau auf die Stelle wo Cindy eben noch gestanden hatte. Die Dravyn hatte einen Pfeil in der Brust und jetzt wusste Afra, dass Sirena noch lebte und sehr aktiv war. Der massige Körper fiel krachend zu Boden und zersplitterte. Ihre mächtigen Klauenarme rissen die eigene Gefährtin, die eben noch Cindy angegriffen hatte, vollends zu Boden. Afra nutzte den Augenblick und zertrümmerte der Angreiferin den Kopf. Afra schaute nach hinten und sah wie sich Cindy aufraffte und sich wieder in das Durcheinander warf. Wild um sich schlagend kämpfte sich Afra durch und kam gerade noch rechtzeitig um zu sehen wie Ly sich gegen zwei der Monster zur Wehr setzte. Immer wieder wich die kleine Ly geschickt den schlagenden Klauen aus. Sie rollte sich am Boden und nutzte ihren Speer um wieder schnell auf die Beine zu kommen. Afra sah die herabhängenden Schulterplatten der beiden Dravyn. Sie konnten sich nicht mehr in die Luft erheben und waren auf den Bodenkampf angewiesen. Vielleicht hatte Ly auch schon mit ihrem Speer getroffen denn eine der beiden Bestien bewegte sich immer langsamer. In Afras Rücken fiel eine weitere Dravyn von einem Pfeil getroffen zu Boden. Afra machte einen Satz nach vorne und landete in Lys Rücken. Die Dravyn die gerade von hinten zuschlagen wollte war so verwirrt und drehte sich mit einem grimmigen und zischenden Pfeifen zu Afra. Die zögerte nicht lange und packte den Kopf und drehte ihn aus dem Panzer. Die Bestie brach tot zusammen. Ly hatte die Gelegenheit genutzt um seiner Gegnerin den alles entscheidenden Stoß zu versetzen. Mit einer Wendigkeit die man der kleinen Person nicht zugetraut hätte war sie auf den Rücken gesprungen und rammte ihren Speer genau in die Stelle die Afra beschrieben hatte.
Als wäre dieser Stoß ein Zeichen gewesen trat plötzlich Stille ein. Unsicher schaute Ly sich um und sprang dann vom Rücken herunter und trat neben Afra. Ly war froh diese Frau jetzt an ihrer Seite zu haben. Aus einer Wunde die Ly quer über die Stirn verlief tropfte Blut und als sie sich an Afra anlehnte zuckte sie zurück. Afras Kleider waren mit Blut getränkt.
"Bist du schwer verletzt?" besorgt schaute Ly Afra an.
Die legte einen Finger auf die Lippen und flüsterte: "Ja, aber ich weiß nicht mehr wie und was mich verletzt hat."
Afra lauschte. Die Stille war unheimlich und während sie Ly mit sich zog rief sie verhalten nach Cindy und Sirena.
Dann hörte sie Cindy antworten und auch Sirena. Die Freunde trafen sich etwa in der Mitte des kleinen Tales. Langsam und sich immer wieder umschauend, die Waffen bereit, rückten sie zusammen. Schulter an Schulter bildeten sie einen Kreis und schauten angestrengt in die Rauchschwaden. Kampfbereit drehten sie sich im Kreis. Afra warf einen besorgten Blick auf ihre Freunde. Sie waren bis jetzt noch alle am Leben aber wie sahen sie aus. Auf Cindys Rücken hatte sich ein großer roter Fleck gebildet und ihre Kleidung hing zerfetzt an ihr herunter. Sirena blutete aus einer Wunde unter ihren Augen und an der Hüfte hatte sie eine klaffende Wunde. Ihre Kleidung wurde nur noch von einigen Fäden zusammen gehalten. Ly humpelte und hatte Mühe die kreisförmige Kampfformation zu halten. Sie war über und über mit Blut beschmiert. Afra konnte nicht genau ausmachen ob es von ihrem Blut war oder ob Ly noch andere Wunden hatte. Die Wunde an der Stirn sah fürchterlich aus.
Nach einer Weile hörte Afra wie Cindy sagte: "Ich glaube es ist vorbei, da ist kein Leben mehr …."
Sirena die halb geduckt ihren Bogen im Anschlag hatte stimmte zu: "da regt sich nichts mehr …."
Als Afra ein Zeichen geben wollte dass die Kampfbereitschaft aufgelöst werden konnte hörten sie plötzlich ein Scharren. Es klang so als würde etwas über den Boden gezogen. Etwas schweres schlurfte da heran. Sofort löste sich der Kreis auf und die Freunde verteilten sich links und rechts und etwa zwei Meter hinter Afra. Nie war es so abgesprochen worden. Aber instinktiv hatten alle die Autorität von Afra anerkannt und sie als die mächtigste und kräftigste von allen war unangefochten die Frau die an der Front stand. Alle würden sie diese Frau verteidigen denn wenn einmal diese Bastion gefallen war, das war allen klar, gäbe es für den Rest kaum noch Überlebenschancen. Gebannt blickten alle in die Richtung aus der das Schlurfen kam. Langsam schälte sich die Kontur eines Feuerjägers aus dem Rauch. Er zog ein Bein nach und wirkte nicht mehr all zu sicher. Hinter ihm kam ein Zweiter aus den Rauchschwaden. Ihm fehlte ein Bein und er stützte sich mit dem linken Arm auf seine Klinge. Etwa zehn Meter vor Afra hielten die Feuerjäger an. Afra hörte hinter sich das Geräusch das der Bogen von Sirena machte wenn das Metall gespannt und durchgebogen wurde. Afra bewegte sich nicht. Sie wollte den beiden Feuerjäger auch nicht zeigen wie sehr sie humpelte. Nach einer Weile begann der Feuerjäger zu sprechen.
"Ich gratuliere dir Afra. Das waren die letzten gemeinen Dravyn."
Afra sagte noch nichts und wollte erst abwarten was diese Figuren da im Schilde führten. Die Botschaft aber hörte sie gerne, denn noch weitere Kämpfe wären sehr schwierig geworden.
"Du hast diese Stümper vernichtet und warst genau so erfolgreich wie wir."
"Ihr wart erfolgreich?" Afra wollte so viel wie möglich erfahren um sich auf alle Situationen einstellen zu können.
"Ja," brummte der Feuerjäger, "vor dir steht THABA der siegreiche und das ist der siegreiche SABAL. Wir sind die letzten unserer Art. Hier stehen also zwei siegreiche Gemeinschaften. Was liegt da näher als sich gegenseitig den Respekt zu zollen. Schließen wir einen Pakt."
Afra schlug die Augen nieder um ihre innere Freude nicht zu verraten. Diese Tölpel hatten gerade in ihrer eigenen Verblendung den letzten Trumpf aus der Hand gegeben. Afra glaubte den Beiden. Die Feuerjäger waren unter einander genau so mental verbunden wie es die Dravyn waren. Was der eigenen Art zugefügt wurde bekam also jeder mit und konnte diese Information sofort für sich nutzen. Diese Beiden fühlten sich als Sieger in einem grausamen Führungskampf und musste es natürlich hinausposaunen. Als Afra die Jäger wieder anschaute war nichts mehr zu spüren von ihrer Freude.
"Was willst du von mir?" Ruhig und ohne Emotionen stellte Afra ihre Frage. Der Jäger überlegte eine Weile und schaute dabei seinen Kameraden an. Afra wusste dass die beiden jetzt still mit einander kommunizierten.
"Von SORAL wissen wir, dass du ihn getötet hast." Der Jäger lachte grimmig, "bevor er seinen Geist den Welten anvertraute hatte er uns noch den Kampf schildern können. Du bist eine große und gefährliche Kriegerin und ich bin stolz drauf dich persönlich zu treffen." Sein Gefährte der sich etwas im Hintergrund hielt nickte eifrig zu den Worten und seine Klinge scharte dabei über den Boden.
"Ich habe großen Respekt vor dir Afra aber ich bin sicher, dass du mich nicht so überraschen kannst wie du SORAL überrascht hast. Vielleicht sterbe ich oder du. Wir beide haben unser Ziel erreicht und sollten jetzt dem Frieden eine Chance geben."
"Was willst du von mir?" Afra stellte die Frage erneut und ihre Ruhe verunsicherten den Jäger vollends.
"Wir beide, SABAL und ich wir wollen diese Welt verlassen. Lass uns durch das Tor gehen und wir sind weg."
Afra schaute die beiden Jäger an. Diese Kreaturen hatten nie ehrlich gehandelt und waren nur auf ihren eigenen Vorteil aus. Auch jetzt hatte Afra das Gefühl als würden die Beiden etwas im Schilde führen. Vielleicht rechneten sie damit dass Afra alleine mit ihnen zum Tor ging. Sie wussten sehr genau, dass Afra das Tor nicht im Beisein von Amazonen öffnen würde. Aber Afra konnte nicht genau sagen was sie so misstrauisch machte.
"Das kann ich nicht," sagte Afra nach einer kurzer Pause emotionslos, "Ich kann euch nicht gehen lassen!"
Verdutzt schauten sich die beiden Jäger an. "Du kannst uns nicht gehen lassen? Was hindert dich daran?" Nervös trat THABA von einem Bein auf das andere und seine Faust schloss und öffnete sich konfus um den Knauf seiner Klinge. SABAL war näher gehumpelt und starrte Afra fassungslos an.
"Vernichte sie, tränke die Erde mit ihrem Blut, hat sie gesagt und daran werde ich mich halten."
"Sie?" kam es von Cindy, Ly und Sirena gleichzeitig hinter Afra in erstauntem Ton.
"Sie?" blafften die beiden Jäger gleichzeitig.
Afra drehte sich langsam um und schaute Sirena an. Sie gab ihr mit dem Kopf ein Zeichen. Sirena zögerte nicht eine Sekunde Afras Kommando auszuführen und krachend drang ein Pfeil in THABAS Brustpanzer. Der zweite Pfeil traf SABAL als er entsetzt auf die Gruppe vor sich starrte. Die beiden Jäger brachen tot zusammen.
Afra starrte eine Weile auf die toten Jäger und dann ließ sie ihre Augen über das Tal wandern. Der Rauch hatte sich in der Zwischenzeit verzogen und man konnte das ganze Ausmaß des Gemetzels erkennen. Es war ein Anblick des Grauens. Afra drehte sich zu den Freunden um.
"Es ist vorbei!" Sie humpelte den Hügel hoch und die Freunde liefen hinter ihr her.
"Wer ist Sie?" wollte Cindy wissen doch Afra gab ihr keine Antwort und als Cindy nachfragen wollte schrie Afra sie an: "Es ist vorbei, verstehst du, wir leben und wir gehen jetzt nach Hause."
Niemand wollte mehr etwas wissen. Alle waren erschrocken über die heftige Antwort von Afra und alle waren überzeugt davon, dass es besser war jetzt nicht mehr weiter zu fragen.
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