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Gemeinsam gegen Corona - Ein offener Brief

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Gemeinsam gegen Corona - Ein offener Brief Empty Gemeinsam gegen Corona - Ein offener Brief

Beitrag von Svenja Jigsaw Fr März 26, 2021 1:53 pm

Ich habe einen offenen Brief verfasst. Er folgt im nächsten Beitrag. Karl Lauterbach und Angela Merkel werden direkt angesprochen. Er ist im Wesentlichen eine Meinungsäußerung, enthält aber auch eine Situation, die ich die Tage wie geschildert erlebt habe.


Zuletzt von Svenja Jigsaw am Fr März 26, 2021 2:19 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Svenja Jigsaw
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Gemeinsam gegen Corona - Ein offener Brief Empty Re: Gemeinsam gegen Corona - Ein offener Brief

Beitrag von Svenja Jigsaw Fr März 26, 2021 2:13 pm

Sehr geehrte Frau Merkel,
sehr geehrter Herr Lauterbach,
sehr geehrte Damen und Herren Minister, Parlamentarier, Entscheidungsträger,
an alle MitbürgerInnen,


bevor ich mich weiter äußere eine Klarstellung:
ich distanziere mich ausdrücklich von den selbsternannten „Querdenkern“. Jener Mischpoke, die Corona verharmlost, leugnet, ignoriert oder sich von Nationalisten sowie Verschwörungstheoretikern aufmischen und unterwandern lässt. Ich verwehre mich auch dagegen, dass dieser Brief von ihnen gekapert wird. COVID-19 ist grausam! COVID-19 ist heimtückisch! COVID-19 ist tödlich! Wer das noch immer nicht verstanden hat, dem ist nicht mehr zu helfen!


Jetzt zu meinem Anliegen. Möglicherweise drücke ich mich an der einen oder anderen Stelle unglücklich aus. Wenn dem so ist, bitte ich um Verzeihung.


Ich kann nicht mehr! Ich bin fertig! Ich fühle mich nicht nur pandemiemüde. Nein. Ich bin offen und ehrlich – ich bin pandemieerschöpft.

Ein Virus wird nicht müde. Das braucht es auch nicht. Ein Virus, von dem selbst in der Fachwelt strittig ist, ob es sich überhaupt um ein Lebewesen handelt, ist sehr einfach gebaut. Alles, was es braucht ist ein Wirt, in dem es sich vermehrt. Ganz anders verhält es sich mit dem Menschen. Ein Mensch wird irgendwann müde. Ein Mensch kann auch erschöpfen. Im Zuge dieser Pandemie wird immer wieder die Metapher vom Marathonlauf herangezogen. Abgesehen davon, dass sich die Läufer regelmäßig an der Strecke erfrischen können, der müde Läufer hat noch Reserven, die er angreifen kann. Ihn kann man noch anfeuern und motivieren, das letzte aus sich heraus zu holen. Der erschöpfe Läufer kann das nicht mehr. Er hat keine Reserven mehr, ist ausgepowert. Ihm, auch im Angesicht der sehr ernsten Lage noch mehr abzuverlangen, kann nicht funktionieren. Wenn man ihn weiter antreibt wird er irgendwann kollabieren, schlimmstenfalls sogar an Erschöpfung sterben.

Ich erwähnte Eingangs, wie ernst es mit Corona ist. Ich bestreite auch nicht, dass wir alles tun müssen, um diese fürchterliche Pandemie in den Griff zu kriegen. Aber ich verkenne auch nicht die Lage, in der sich viele MitbürgerInnen befinden. Ich bestreite nicht, dass wir diese dritte Welle brechen müssen, habe aber ernste Zweifel, dass die bisherige Vorgehensweise noch zum Erfolg führen kann. Wir befinden uns de facto bereits seit Weihnachten, Teilbereiche bereits seit November in einem Lockdown. Die Öffnungen im Vergangenen Monat kann ich, angesichts der Tatsache, dass allerorten inzwischen die sog. Notbremse gezogen wird, allenfalls noch als „Erfrischungsöffnungen“ bezeichnen. Wenigstens diese waren bitter nötig! Und jetzt? Uns wird jede Möglichkeit genommen, uns zu regenerieren. Kraft zu tanken. Mal Corona Corona sein zu lassen. Immer weiter, immer weiter. Am liebsten „Lockdown über alles“. Kann das wirklich so weiter gehen?

Ich habe den Eindruck, dass wir inzwischen an zwei Fronten kämpfen müssen. Gegen die Pandemie, aber auch gegen die ganz offensichtlich zunehmende Erschöpfung. Immer mehr suchen wir Schlupflöcher um uns wenigstens ein Bisschen zu stärken. Ich habe keine Zweifel, dass, wenn das so weiter geht, immer mehr und mehr Menschen mehr oder minder heimlich oder offen, solche unkontrollierbaren Schlupfwinkel suchen. Die Pandemieflucht nach Malle, die wir derzeit erleben, erscheint mir nur ein besonders offensichtliches Zeichen dafür zu sein, wie wichtig es jetzt ist, neue Kraft zu tanken für schwere Zeit, die noch vor uns liegt.

Hinzu kommt dieses ewige Hin und her. Bund-Länder-Beratungen bis tief in die Nacht. Beschlüsse, die kein Mensch mehr versteht, oder an denen immer wieder herumgefummelt wird. Beschlüsse, die einfach an der Lebensrealität der BürgerInnen vorbei gehen. Corona-Hilfen die im Sumpf der Bürokratie versickern.

Wie soll es weitergehen? Immer nur Lockdown, weil es anscheinend keine Alternative gibt? In der Zwischenzeit werden immer mehr Schlupfwinkel genutzt, der Tristess zu entfliehen? Immer mehr Verzweiflung? Zukunftsängste? Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit? Sollen wir ernsthaft die Tage zählen, bis wir endlich alle hinreichend geimpft sind? Wenn das so weiter geht, steuern wir m. E. geradewegs in den Pandemiekollaps. Und ich möchte mir nicht ausmalen, was dann passiert! Denn vom Kollaps dürfte nur einer profitieren: COVID-19!

Herr Lauterbach, ich respektiere Ihre Arbeit und Ihre fachliche Kompetenz. Gerade in diesen Zeiten machen Sie einen verdammt harten Job. Und ich teile Ihre Sorge, dass die Lage außer Kontrolle geraten könnte. Aber wenn ich mitbekomme, wie Sie gebetsmühlenartig immer wieder darauf herumreiten, dass ein möglichst noch härterer Lockdown die einzige Möglichkeit sei, die Lage unter Kontrolle zu bringen, entsteht bei mir der Eindruck, Sie hätten für die Sorgen und Nöte Ihrer MitbürgerInnen die Scheuklappen aufgesetzt.

Vor einigen Tagen habe ich feststellen müssen, dass die Lebenszeit meiner Waschmaschine langsam aber sicher zu Ende gehen wird. Noch funktioniert sie. Aber ich weiß nicht, wie lange. Meine Waschmaschine wird keine Rücksicht nehmen auf die Pandemie. Wenn es so weit ist, geht sie einfach kaputt. Und noch während ich mir erste Gedanken machte, wie ich, gerade auch mit meinen sehr knappen Mitteln an Ersatz kommen soll, höre ich Sie, Herr Lauterbach – Zitat: „Wir müssen jetzt noch einmal in den Lockdown, hart, aber nicht allzulang“! Entschuldigen Sie bitte, aber ganz offen und ehrlich gesagt: in dem Moment habe ich zu viel gekriegt! Mir ist schließlich bewusst, dass die Ersatzbeschaffung einer Waschmaschine im Lockdown schwierig, wenn nicht unmöglich wird, erst Recht, wenn man nicht viel Geld hat. Dies war einer jener Momente, in denen mir das Gerede um Infektionszahlen, R-Werte oder exponentiellem Wachstum schlicht am A… vorbei gegangen ist! Verstehen Sie wirklich nicht, wie sehr der Lockdown selbst in solche elementaren Lebensbereiche eingreift?

Wie, Herr Lauterbach, definieren Sie „nicht allzu lang“? Schon aus der Erfahrung mit der Wildvariante wissen wir, dass es mindestens zwei Wochen braucht, bis auch ein harter Lockdown erste Wirkungen zeigt. Und bis es wirklich deutliche Ergebnisse gibt, dauert es weitere sechs bis acht Wochen. Wie es mit der britischen Mutante aussieht? Kann man noch nicht wirklich seriös abschätzen. Glauben Sie wirklich, dass wir mit einem „Weiter so“, oder gar einem noch härteren Lockdown schnelle Erfolge erzielen, während anderswo die Menschen ihre Schlupflöcher finden, aus denen sie das Virus eintragen? Mir erscheint es eher wahrscheinlich, egal, wie hat es wird, es wird auf jeden Fall quälend lange dauern! Und dieser Weg riskiert den Pandemie-Koller.

Ich bin keine Fachfrau. Aber ich kann logisch denken und mich an Erfahrungen orientieren. Ich habe keinen Zweifel, dass es einem Großteil der Bevölkerung so geht, wie mir. Coronaerschöpft! Ich erlebe inzwischen so etwas wie einen Overload. Es kann uns nicht am Allerwertesten vorbei gehen, wenn tausende Menschen an diesem grausamen Virus sterben oder sich mit den Spätfolgen plagen müssen.

Doch es ist zu einfach, nur auf die unmittelbaren Folgen einer Infektion zu blicken und die Kollateralschäden der Gegenmaßnahmen einfach vom Tisch zu wischen frei nach dem Motto „Alles ist besser, als ein zweites Bergamo“! Keine Frage – Bergamo darf sich auf keinen Fall wiederholen! Aber die Folgen des Dauerlockdowns dürfen bei all dem Leid nicht leichtfertig vergessen oder heruntergespielt werden. Denn Selbständige bangen um ihre Existenz, Schüler vermissen ihre Freunde und verzweifeln am Homeschooling. Besonders Kranke, Alte, Menschen mit Psychischen Problemen leiden an Einsamkeit und deprimieren. Es mehren sich Berichte über zunehmende Gewalt in Familien. Wir vermissen das Kino, Konzerte, Theater. Wenigstens ein Bisschen Zerstreuung, die es nun mal auch in diesen üblen Zeiten so bitter nötig braucht.

Wir müssen COVID-19 in den Griff kriegen. Keine Frage. Aber ein Dauerlockdown, der uns nur noch mehr auslaugt, kann einfach nicht der Ausweg sein. Wir brauchen endlich mehr Hoffnung. Mehr Zuversicht. Und wir brauchen endlich eine greifbare Perspektive, um diese noch vor uns liegenden Monate zu überbrücken bis wir alle hinreichend geimpft sind. Frau Merkel, Sie haben zur Zuversicht aufgerufen. Worauf soll sich diese Zuversicht stützen? Auf eine Impfung, die für die meisten von uns noch gefühlt weit, weit weg ist? Und dazwischen lange gar nichts?

Ein Patentrezept habe ich nicht. Ich glaube auch, dass das niemand hat. Und leichtsinnig dürfen wir auf keinen Fall werden. Aber ich erwarte etwas mehr Wagemut. Wagemut hat nichts mit Leichtsinn zu tun. Wagemut nimmt wenigstens halbwegs kalkulierbare Risiken in Kauf. Egal, wie hoch die Inzidenzen sind; jetzt ist die Zeit für Pragmatismus. Kluge Konzepte, Kreativität, Visionen, Innovationen. Die Schnelltests, die wir jetzt endlich haben, können helfen. Modelle, wie Tübingen und Rostock sind immerhin doch Lichtblicke im Dunkel der Pandemie.  Mehr davon! Ich könnte mir auch Mischkonzepte vorstellen. Beispielsweise, dass man, wenn die Inzidenz zu hoch erscheint, mit tagesaktuellem Schnelltest zumindest rudimentär lebensnotwendige Dinge, wie Kleidung, Bücher oder Haushaltswaren und -geräte auf Termin einkaufen kann. Diskutieren wir darüber, aber bügeln wir es nicht einfach ab und zerreden wir es nicht. Jede gute Idee ist der Beginn für kluge Konzepte!

Wenn es doch irgendwie, irgendwo noch jemanden gibt, dem man weitere Opfer abverlangen kann, dann ist es die Großindustrie! Ich empfinde es auch unerträglich und beschämend, wie deren Vertreter sich bei ihrer guten wirtschaftlichen Substanz um Testpflichten, mehr Homeoffice und weitere Opfer herumzudrücken suchen, während der Friseur um die Ecke oder das Stammlokal um ihre Existenz bangen! Nehmt endlich z. B. die Auto- und Maschinenbauer oder Stahlverarbeiter oder die Techidustrie in die Pflicht! Auch die Großindustrie muss ihren Beitrag leisten!

Aber der Mensch braucht dringend Erholung! Um in der Pandemie die nötige Kraft zu sammeln, die wir brauchen, braucht es jetzt vorsichtige Öffnungen mit Augenmaß. Der Mensch braucht jetzt seine Familie und Freunde. Wenigstens halbwegs geregelten Schulunterricht. Perspektiven noch bevor wir einen hinreichenden Impfschutz haben. Existenzsicherung. Und auch, vielleicht sogar gerade in diesen noch so tristen Pandemiezeiten muss es Raum für diesen Grundsatz geben: „Ein bisschen Spaß muss sein“!

Frau Merkel, Sie haben einen Fehler eingestanden und sich offen dafür entschuldigt. Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen! Eine solch offene, ehrliche, große Geste würde ich mir auch von anderen PolitikerInnen wünschen.

Gemeinsam gegen Corona!
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