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2016 - 9 Jahre Amazonien

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Beitrag von SandyLee So Jan 31, 2021 6:47 pm

Atrista`s Worte an die Amazonen zum neunjährigen Jubiläum

Ich grüße Euch Amazonen und Freunde der Amazonen.

Morgen am 16.April 2016 begehen die Amazonen ihr neunjähriges Jubiläum.
Neun Jahre sind schon eine fette Hausnummer im Kontext der sozialen Medien. Die Schnelllebigkeit dieser Medien täuscht und verfremdet unsere Wahrnehmung.
„Was, erst neun Jahre? Ich dachte es seien 15 Jahre oder noch mehr“
So ähnlich geht es mir auch. Ich habe vor gefühlten 20 Jahren dieses Rollenspiel mitbegründet, bin in dieser Zeit tausenden von Menschen begegnet und habe ebenso viele Events initiiert.
Dieser Geschwindigkeitsrausch ist erschreckend und macht mir auch ein wenig Angst.

Ich bin beruflich von Haus aus auch ein wenig der Existenzphilosophie verbunden. Von daher interessieren mich immer menschliche Begegnungen. Mich interessiert insbesondere der Prozess der Begegnung. Hier in Second Life und auch in unserem Rollenspiel ist dieser Prozess noch einmal aus einem anderen Licht zu betrachten. Während sich mein Gegenüber im realen Leben nicht verstecken und nicht tarnen kann gelingt dies meiner Begegnung Im RP oder sonst wo in Second Life mit einem Mausklick. Mach Blond zu Brünett - klick, Cup A zu Körbchen D - klick, unförmig Dick zu schlank und Sexy - klick. So einfach ist das und meine Wahrnehmung wird verfremdet.
Ich neige dazu mir den Menschen hinter dem Avatar mangels konkreter Vorstellung im Geiste so zu formen und zu sehen wir mir der Avatar glauben machen will. Und genauso begegnen wir uns auch.
Hübsche weibliche Avatare mit stilvollem Outfit schmeicheln meinem Auge sehr viel mehr als Phat Asses und haben aufgrund dieses Sympathievorsprungs sehr viel schneller Zugang zu mir. Sind wir mal ehrlich, unterscheidet sich das so sehr von den Begegnungen im realen Leben? Nein, das unterscheidet sich nicht wirklich. Wir Menschen sind visuelle Wesen und lassen uns von Äußerlichkeiten leiten.
Die Menschen die mir hier in Second Life begegnen haben insgesamt gesehen mehr Zeitanteile in meinem direkten Umfeld als die Menschen im realen Leben wenn wir mal von Verwandten und Arbeitskollegen absehen. Der Begegnungsprozess aber sorgt dafür dass mit jeder Minute die Ich mit jemanden in Second Life verbringe das Bild des Menschen sich verdichtet. Das heißt mit jeder Unterhaltung, Beobachtung, mit jedem Erleben stelle ich mir den Menschen etwas konkreter vor und er wird sehr real. Ich habe eine ganz bestimmte Vorstellung davon wie die Stimme klingt, wie sie oder er sich im realen Leben kleidet, welche Vorlieben gelebt werden u.s.w. Der Avatar wird zum Menschen und wir kennen uns. Zugegeben das mag vielleicht falsch sein, meine Vorstellungen sind höchstwahrscheinlich ganz Falsche weil unser visuelles Wahrnehmungsvermögen getäuscht wurde. Mag sein dass ich mir eine Blondine vorstelle und in Wahrheit unterhält sich eine Schwarzhaarige mit mir. Das ist gar nicht ausschlaggebend denn ich habe inzwischen auch eine Vorstellung vom Charakter dieses Menschen. Denn eines kann der Avatar auf Dauer nicht durchhalten. Er kann sein menschliches Wesen, seine Seele nicht verleugnen. Jedenfalls funktioniert das auf Dauer nicht. Mit der Charakterbildung geht auch einher dass ich meine körperlichen Vorstellungen Stück für Stück konkretisiere.
Was hat das alles mit der Geschwindigkeit des Erlebens dieser sozialmedialen Plattform zu tun?
Ich finde immer weniger Zeit den beschriebenen Begegnungsprozess ablaufen zu lassen. Immer mehr Menschen huschen mal kurz Online und verschwinden auch wieder. Der Kick ist doch die neueste Technik am Ohr zu haben auch wenn man sie nicht braucht, der Disco Rave taugt nichts wenn ich nicht in wenigen Minuten in Trance bin. Die Menschen im realen Leben werden auf Egoismus getrimmt. Die Werbung brüllt: „Du bestimmst deinen Sytle, Gestalte du, Hör deine Musik!“
Egoistische Lemminge die irgendwelchen Trends nach laufen tauchen auch bei uns auf, sind völlig überrascht, dass man zum Spaß auch etwas eigenes beitragen muss und gehen wieder weil sie sich dieser Mühsal nicht unterziehen wollen.

Warum erzähle ich euch das?

Weil genau das kennzeichnend für das vergangene neunte Jahr war.
Zu viele sind kurz eingebrochen haben sich und uns was vorgemacht was sie nicht einhalten konnten und sind dann wieder von der Bildfläche verschwunden. Sie haben uns keine Chance gegeben sie „Mensch“ werden zu lassen. Das ist es was mir Sorgen macht. Die Erwartungshaltung dass irgend Jemand schon ein Vorturner sein wird und mir Spaß bietet und das alles möglichst zum Nulltarif. Ich behaupte einmal, dass diese Entwicklung der Tod der anspruchsvollen medialen Begegnung sein wird. Second Life wird ebenso zur platten, inhaltslosen Veranstaltung wie es das TV-Programm heute schon ist. Nichtssagender Voyeurismus und Seelenstriptease getrieben zum Konsumrausch.
Kaum bin ich ON, werde ich bombardiert mit Werbung und werde zu den neuesten Stiefelchen, zum Top und Minidress für alle Bodys gelockt.
Da sehe ich noch unser RP als eine Insel an die Chancen bietet seine Online Begegnungen eben nicht inhaltlos zu gestalten. Ich sehe da eine kleine aber treue Gemeinschaft. Manchmal waren wir mehr Gemeinschaft denn Rollenspieler. Aber diese Gemeinschaft verlangt auch von jedem Einzelnen etwas ab. Jeder muss was tun damit dies erhalten bleibt. Geben und Nehmen und gegenseitiger Respekt sollten für uns keine Worthülsen sein sonst funktioniert es nicht auf Dauer.
Wir waren noch nie ein Rollenspiel wie andere Rollenspiele. Irgendwie war dies immer eine verschworene Gemeinschaft. In den neun Jahren unterlagen wir sehr vielen Veränderungen.
Und auch jetzt sehe ich eine Entwicklung. Wir entwickeln uns zu einem Chancen RP. Wir müssen uns diese Plattform erhalten damit die Mitglieder dieser Gemeinschaft die Chance haben Rollenspiel zu machen.
Ich hoffe ihr hört den feinen Unterschied heraus. Nicht die Pflicht zum Rollenspiel sondern die Chance zum Rollenspiel kennzeichnet diese Gemeinschaft.

In diesem neunten Jahr ist aber noch etwas anderes, etwas entscheidendes passiert.
Wir Amazonen mussten schmerzlich erfahren dass wir doch nicht so unsterblich sind wie wir immer angenommen haben.
Zuerst verstarb eine gute Freundin und die Art und Weise wie sie verstorben ist hat uns alle sehr betroffen gemacht. Dann aber ist eine Amazone verstorben und der Schock saß tief, so tief dass die Welt Amazonien still stand und bis heute nicht mehr richtig rund läuft. Jetzt ist etwas geschehen was gar nicht geschehen kann und darf. Die Unsterblichkeit wurde entlarvt als ein fantasievolles Konstrukt. Der Tod von Sirena der Kriegerin hat uns allen einen Stachel ins Herz getrieben. Von dieser Stunde an musste die Zeit in Amazonien neu gerechnet werden. Der Tod hat uns enger zusammen getrieben. Erkenntnisse haben Bekenntnisse abgelöst. Wir haben schlagartig begriffen dass wir uns nicht mehr so oberflächlich egal sein dürfen und das ist gut so. Der Tod von Sirena hat uns gezeigt dass wir im Umgang miteinander respektvoller, neugieriger und auch barmherziger sein müssen. Bis heute, Wochen nach dem Tod unserer Freundin haben wir es nicht geschafft die Schockstarre vollends abzuwerfen und die organisatorischen Lücken zu schließen. Der Tod von Sirena war und ist immer noch ein wertvoller Lernprozess.
Vielleicht schaffen wir es die Erkenntnisse zu konservieren und begegnen uns einfach mit mehr Respekt, etwas mehr Ehrlichkeit, nehmen die eigene Wichtigkeit nicht ganz so wichtig und die eigenen Befindlichkeiten nicht ganz so befindlich.
Dann meine lieben Freunde kann ich euch versprechen dass wir die Zeiten überdauern. Vielleicht ist das Rollenspiel endlich aber die Gemeinschaft wird fortdauern und darauf freue ich mich.
Ich bin froh euch zu kennen, bin dankbar dass ich euch begegnen kann. Ich genieße es wirklich wenn ich mal in einer ruhigen Minute mit der oder der ein privates Plauderstündchen halten kann abseits der Rollen. Irgendwie seid ihr mir alle ans Herz gewachsen. Wichtig aber ist vor allen eins: Ihr seid Amazonien. Ihr seid Amazonen und zusammen eine Gemeinschaft. Darauf könnt ihr stolz sein. Ihr könnt darauf stolz sein weil dies in keinem anderen Rollenspiel geschafft wurde.
Ich bin stolz auf euch und ich bedanke mich bei euch allen für euer Wirken.
SandyLee
SandyLee

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